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„Eine grüne Insel im Meer von Feinstaub“: Das macht die Bergluft mit unserem Körper

„Eine grüne Insel im Meer von Feinstaub“: Das macht die Bergluft mit unserem Körper

Wandern in den Bergen: Ein Erlebnis für Jung und Alt. - Roberto Caucino/Shutterstock.com

Wandern ist nicht nur für den Körper eine Wohltat, viele Menschen fühlen sich anschließend auch mental erholt. Für Naturliebhaber, die in Zeiten von Corona ihren Urlaub in der Nähe verbringen wollen, gibt es eine Vielzahl von Regionen, die zu Wanderungen einladen.

„Eine grüne Insel in einem Meer von Feinstaub“

„Wir müssen uns die Alpen wie eine grüne Insel in einem Meer von Feinstaub vorstellen: Allein die reinere Luft in der Höhenlage der alpinen Räume ist ein starker Wirkungsfaktor und reinigt die oberen Atemwege und Lunge“, erklärt Arnulf Hartl, Autor von „Heilkraft der Alpen“ (Verlag Bergwelten).

Hinzu komme die kürzere Blühsaison der Pflanzen – „und als von Allergien Betroffener suche ich selbst die kühle, pollenarme Luft der Berge so oft wie möglich auf“, fügt der Leiter des Instituts für Ökomedizin an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg hinzu. „Ein weiterer leistungssteigender Aspekt der Alpen ist die Höhenlage, die den Aufbau von vitalisierenden roten Blutkörperchen bereits nach drei Tagen fördert – und von der wir 120 Tage nachhaltig profitieren können, weil wir besser Sauerstoff von der Lunge in Gehirn und Muskeln transportieren können.“

Sehr effizientes Muskeltraining

Für Menschen aus hochverdichteten städtischen Agglomerationen sei es leider kaum möglich, den Wald im Alltag zu genießen, so Hartl. Umso wichtiger seien die Auszeiten in den Bergen und im Bergwald: „Unebener Waldboden trainiert die Muskeln – aber natürlich nicht so effektiv wie das sehr effiziente exzentrische Muskeltraining beim Bergabgehen. Dem Bergwald lässt sich jedoch neben seiner Dreidimensionalität eine besondere Wirkung zuschreiben: Die Latsche oder Bergkiefer ist der Baum mit der höchsten Kapazität, Feinstaub zu binden. Höhentraining in gefilterter Luft ist kaum zu toppen.“

Und bei welchen körperlichen und psychischen Beschwerden oder Krankheiten sollte man gezielt in die Berge fahren? Der Experte erklärt dazu: „Regelmäßige körperliche Aktivität wie Bergwandern und Mountainbiken fördert die Herz-Lungen-Fitness, stärkt das Immunsystem und beugt z.B. Herzinfarkten, Schlaganfällen, Diabetes, Osteoporose, Rückenschmerz oder bestimmten Krebsarten vor. Bergwandern – oder Green Exercise, wie es in der internationalen Literatur heißt – hat bewiesenermaßen noch stärkere Gesundheitseffekte als Bewegung in der Stadt oder in Innenräumen.“

Die vielfach unberührte Natur der Alpen wirke stimmungsaufhellend, „steigert das Selbstbewusstsein und Bewegung in freier Natur schützt sogar effektiver vor psychischen Erkrankungen als Bewegung in urbanen oder geschlossenen Räumen. Naturverbundene Menschen weisen eine höhere Vitalität und Lebenszufriedenheit auf und verspüren mehr positive Emotionen“. Einen ganz besonderen Naturraum stellten diesbezüglich Wasserfälle dar: „Ihr Rauschen und ihr kühlender Dunst aus feinstverstäubten Wassertröpfchen kann einen entspannten und losgelösten Zustand in uns auslösen, alle Umgebungsgeräusche verschwinden und meditative Achtsamkeit stellt sich ein.“

Hartls Co-Autorin Christina Geyer, die als freie Journalistin in der steirischen Nationalparkregion Gesäuse lebt und arbeitet, fügt hinzu: „Es gibt eigentlich kaum Beschwerden oder Krankheiten, auf die Natur – oder auch spezifischer: die Berge – überhaupt gar nicht wirken. Und wenn es nur ein psychischer Effekt ist, der sich einstellt. Etwa in der Art und Weise wie wir Schmerz empfinden und damit umgehen. Wer sich und seiner Gesundheit etwas Gutes tun will, der sollte in die Berge fahren, auf die Alm oder in den Wald – Hauptsache raus in die Natur. Dazu muss man nicht erst erkranken. Wer seine Gesundheit präventiv schützt, der muss nicht erst ausrücken, wenn der Hut schon längst brennt.“

„Optimal ist eine Kombination aus Bergwandern und Wellness“

Auch wer seinen Wellness-Urlaub in die Berge verlegt, sollte etwas Bewegung mit einplanen: „Im Allgemeinen fühlen wir uns nach ‚low power activities‘ wie passiver Wellness nicht so entspannt wie nach Aktivitäten wie z.B. Bergwandern“, so Hartl. „Auch die Schlafqualität steigt nach körperlicher Aktivität in den Alpen. Als optimal betrachte ich eine Kombination aus Bergwandern und Wellness – vor allem auch in Kombination mit der regionalen Küche und den spezifischen Kulinarik-Angeboten, die nicht vorher einmal um die Welt reisen mussten.“

Ob Trendsportarten oder das klassische Wandern, laut den Experten ist alles hilfreich. „Jede Art von Bewegung in der reinen Luft unserer Berge hat Gesundheitsvorteile: Und da wird jede und jeder von uns einen individuellen Weg finden, lustvoll ‚green mountain exercise‘ zu machen, sagt Hartl. „Faszinierend finde ich persönlich die Einfachheit des Wanderns und die Bewegung auf zwei Beinen. Diese natürlichste und ursprünglichste Fortbewegungsart trainiert der ganzen Körper und kann uns ‚per pedes‘ in die schönsten Regionen der Alpen tragen.“

Wobei es gelte, „die Stöcke beiseite zu legen, um auch Balance und Koordination auf zwei Beinen im alpinen Gelände zu trainieren und als Sturzprävention wieder zu neuem Gleichgewicht zu gelangen. Das trainiert am effizientesten die Muskelpartien der unteren Gliedmaßen und stärkt auch die so wichtige Muskulatur im Knie“. Christina Geyer ergänzt, dass es gar keiner allzu exotischen Disziplin bedürfe, um einen denkbar größtmöglichen Gesundheitseffekt zu erzielen. „Weniger ist manchmal mehr. Etwas überspitzt formuliert: Wir müssen nicht mit dem Fatbike auf dem Gletscher unterwegs sein.“

„Ein ausgedehnter Spaziergang ganz ohne Schnickschnack ist für unsere Gesundheit genauso wohltuend“, so die Autorin. „Man sollte hier einfach auf sein Bauchgefühl hören. Die Natur hat uns reich beschenkt mit unglaublich vielfältigen Räumen. Ob Wald oder Alm, Berg oder See – ich glaube, die Alpen halten wirklich für jeden Geschmack das richtige Umfeld bereit.“

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