„Schienenpakt“: Er soll den Eisenbahnverkehr fit für die Zukunft machen

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ICE am Bahnhof

Der Bahnverkehr in Deutschland soll durch einen „Schienenpakt“ von Bundesregierung und Bahnwirtschaft gestärkt werden. Ein zentraler Bestandteil des am Dienstag in Berlin unterzeichneten Paktes ist die schrittweise Einführung des „Deutschlandtaktes“. Dieser soll den Bahnverkehr nach Angaben von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) leistungsfähiger, zuverlässiger und klimaschonender machen.

Ziel der Bundesregierung ist es, die Zahl der Fahrgäste bis zum Jahr 2030 zu verdoppeln. Außerdem soll nach Angaben Scheuers auch deutlich mehr Güterverkehr auf die Schiene kommen. 

Für den „Deutschlandtakt“ wird der Bahnverkehr dabei schrittweise auf einen bundesweiten Taktfahrplan umgestellt werden. So soll ein im gesamten Land aufeinander abgestimmter Zugfahrplan entstehen, der den Bahnverkehr planbarer, verlässlicher und – etwa durch bequemere Umstiegsmöglichkeiten in Bahnhöfen – attraktiver für die Kunden macht. Auf den großen Hauptverkehrsadern soll dabei ein 30-Minuten-Takt eingeführt werden.

Bereits am Wochenende hatte Scheuer angekündigt, dass die Deutsche Bahn bereits ab Dezember Fernverkehrsverbindungen zwischen Berlin und Hamburg im 30-Minuten-Takt anbieten werde. Wie der Verkehrsminister am Dienstag sagte, soll der Halb-Stunden-Takt im Personenverkehr auf einer ganzen Reihe von Strecken bis Mitte des Jahrzehnts realisiert werden.

„Durch schnelle Verbindungen und abgestimmte Anschlüsse bis in die hintersten Winkel des Landes werden mehr Fahrgäste auf die umweltfreundlichen Verkehrsmittel Bahn und Bus umsteigen“, erwartet nun der ökologisch ausgerichtete Verkehrsclub VCD, der zu den Mitunterzeichnern des „Schienenpaktes“ gehört.

Der VCD-Sprecher für Bahnpolitik, Philipp Kosok, mahnte allerdings, mit dem heutigen Schienennetz lasse sich Scheuers ambitionierter Plan noch nicht bewerkstelligen. „Daher müssen ab dem kommenden Jahr die Haushaltsmittel für den Netzausbau deutlich angehoben werden“, forderte er.

Die Allianz pro Schiene begrüßte, dass die Bundesregierung sich im Güterverkehr erstmals offiziell darauf festgelegt habe, dass der Marktanteil der Schiene bis 2030 auf mindestens 25 Prozent steigen soll. „Jetzt kommt es auf die Umsetzung an, damit aus dem versprochenen Jahrzehnt der Schiene nicht ein Jahrzehnt der Ankündigungen wird“, erklärte Geschäftsführer Dirk Flege.

Der Chef der Deutschen Bahn, Richard Lutz, erklärte zur Unterzeichnung des „Schienenpaktes“: „Heute ist ein guter Tag für das Klima, ein guter Tag für die Menschen und ein guter Tag für den Verkehrsträger Schiene.“

Derzeit ist die Bahn schwer von den Folgen der Corona-Pandemie betroffen. In einem Brief von Lutz an die Mitarbeiter hatte der Konzernchef am Donnerstag geschrieben, dass in diesem Jahr mit dem größten operativen Verlust in der Geschichte der Deutschen Bahn zu rechnen sei. 

Jeden Monat gibt es demnach Verluste in dreistelliger Millionenhöhe. Auch für die Folgejahre würden coronabedingte Belastungen in Milliardenhöhe erwartet. Dennoch wolle der Konzern an der Strategie „Starke Schiene“ und Investitionen in Infrastruktur, Fahrzeuge und Personal festhalten.

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