Frankreichs neuer Premierminister Jean Castex hat bei der ersten Kabinettssitzung unter seiner Leitung seine Minister aufgefordert, den direkten Kontakt mit den Bürgern zu suchen. Die Regierungsmitglieder müssten sich vor Ort ein Bild machen und sich „die Forderungen der Franzosen, der Unternehmen der örtlichen Gewählten anhören“, schrieb Castex am Samstag während der Kabinettssitzung in Paris im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Die ersten Beratungen der Regierungsmitglieder unter Castex‘ Führung dauerten knapp drei Stunden. Als der Premier im Anschluss von Journalisten gefragt wurde, wie die Kabinettssitzung gelaufen sei, hob Castex den Daumen und rief „Super!“. Regierungssprecher Gabriel Attal führte aus, Staatschef Emmanuel Macron habe „den Kurs abgesteckt“ und seine neue Regierung kümmere sich nun „um die konkrete Umsetzung nach der ‚Methode Castex'“.
Macron hatte Castex nach der Schlappe seiner Partei La République en Marche (LREM) bei den Kommunalwahlen Ende Juni zum neuen Premierminister ernannt. Bis dahin hatte der 55-Jährige die Lockerung der Coronavirus-Beschränkungen in Frankreich koordiniert.
Castex‘ Regierungsmannschaft aus 16 Ministern steht allerdings bereits in der Kritik. Am Freitag demonstrierten in Paris und anderen französischen Städten tausende Menschen gegen Innenminister Gérald Darmanin und Justizminister Eric Dupond-Moretti. Darmanin steht unter Vergewaltigungsverdacht. Dupond-Moretti hat Feministinnen mit seiner Kritik an der #MeToo-Bewegung gegen sich aufgebracht.