Anlässlich des ersten Freitagsgebets seit 86 Jahren in der Hagia Sophia in Istanbul hat das Oberhaupt der orthodoxen Kirche Griechenlands von einem Trauertag gesprochen. „Heute ist ein Tag der Trauer für das gesamte Christentum“, sagte Erzbischof Hieronymos am Freitag. Die Türkei hatte den seit 1934 bestehenden Museumsstatus des Bauwerks in einer umstrittenen Entscheidung aufgehoben.
Fast zeitgleich mit dem muslimischen Freitagsgebet in der Hagia Sophia sollen in Griechenland die Kirchenglocken mit ihren Fahnen auf Halbmast läuten. Es sei ein Zeichen des Protests gegen die Umwandlung der einstigen byzantinischen Kathedrale, teilte der Erzbischof mit. Dass die Hagia Sophia künftig als Moschee dient, bezeichnete Hieronymos als einen „unheiligen Akt der Schändung“. Der weltbekannte Kuppelbau sei „ein Symbol unseres Glaubens und ein universelles Denkmal der Kultur“.
Der Erzbischof will am Freitagabend einen besonderen Gottesdienst in Athen abhalten und die Akathistenhymne zu Ehren der Jungfrau Maria singen. Nach griechischer Tradition wurde ein solcher Gottesdienst bereits in der Hagia Sophia abgehalten, kurz bevor Konstantinopel 1453 von den Osmanen erobert wurde. In Athen und Thessaloniki kündigten zudem religiöse und nationalistische Gruppen Proteste.
Anlässlich des ersten Freitagsgebets nach der Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee versammelten sich tausende Gläubige vor dem Istanbuler Wahrzeichen, um an der Zeremonie teilzunehmen. Im Gebäude sprachen Imame im Beisein des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die Geistlichen und der Präsident trugen Schutzmasken.
Erdogan hatte am 10. Juli die Umwandlung in eine Moschee angeordnet, nachdem das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei zuvor den jahrzehntelang geltenden Status des Gebäudes als Museum aufgehoben hatte
Die Hagia Sophia wurde im 6. Jahrhundert zunächst als Basilika errichtet und war über Jahrhunderte die Hauptkirche des Byzantinischen Reiches und eine der wichtigsten Kirchen der Christenheit. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen wurde sie in eine Moschee umgewandelt. Nach der türkischen Republikgründung wurde sie zum Museum erklärt.