Nachfrage-Boom bei Fahrrädern stellt Hersteller vor Herausforderungen

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Auf dem Fahrrad unterwegs - Die Oberbürgermeister-Radtour in Fürth

Der durch die Corona-Krise ausgelöste Nachfrage-Boom bei Fahrrädern stellt Hersteller und Kunden vor erhebliche Herausforderungen. Aus zahlreichen Ländern berichten Unternehmen und Radfahrerverbände nach Recherchen der Nachrichtenagentur AFP von einer Vervielfachung der Verkaufszahlen. In Frankreich gab es demnach im Vergleich zum Vorjahr im Mai und Juni eine Verdopplung, in den USA lag der Zuwachs sogar noch erheblich höher.

Viele Bürger wollten in der Pandemie-Zeit überfüllte Busse und U-Bahnen vermeiden, hieß es von Seiten des französischen Verbands Union Sport & Cycle. Auf europäischer Ebene berichtete der Sportausstatter Decathlon von einer Verdopplung bis Verdreifachung der Verkaufszahlen, für China sogar von einer Verfünffachung.

In den sonst nicht als Vorreiterland des Radverkehrs bekannten USA wurden im Mai 81 Prozent mehr Fahrräder verkauft als im gleichen Monat 2019, zur Monatsmitte sei als Spitzenwert sogar ein Anstieg um das Fünfzigfache registriert worden, berichtete der Branchenverband People for Bikes.

Da zugleich wegen der Corona-bedingten Einschränkungen die Produktion vielfach heruntergefahren werden musste, können die Hersteller die hohe Nachfrage häufig nicht bedienen. In Paris erzählte ein Kaufinteressent, er habe acht Geschäfte abklappern müssen, bis ein Fahrrad kaufen konnte.

Neben langen Lieferzeiten müssen Käufer auch steigende Preise in Kauf nehmen. Händler klagen, dass bestellte Räder nicht oder nur nach längeren Wartezeiten zur Verfügung stünden. Dabei spielt auch eine Rolle, dass internationale Lieferketten nicht so funktionieren wie normalerweise. „Wir haben dadurch etwa drei Monate verloren“, sagte Moreno Fioravanti von der europäischen Herstellervereinigung EBMA.

Nach Angaben des europäischen Industrieverbands Conebi werden zwar viele Fahrräder in Europa hergestellt, bis zu 50 Prozent der Einzelteile werden jedoch vorwiegend aus Asien importiert. Betroffen von den Engpässen sind sowohl traditionelle Räder wie auch die immer beliebter werdenden E-Bikes. Händler aus unterschiedlichen Ländern klagen über wachsende Ungeduld ihrer Kunden, denen keine sicheren Lieferdaten genannt werden könnten.

Gleichwohl rechnet Conebi-Generaldirektor Manuel Marsilio bis zum Herbst wieder mit einer Entspannung der Lage. Dies liege auch daran, dass viele Hersteller flexibel reagiert und beispielsweise Urlaubszeiten im Sommer gestrichen hätten. Zudem gebe es einen deutlichen Anstieg bei Einfuhren von Fahrrädern aus Fernost, vor allem aus Taiwan und Kambodscha.

Unterdessen spiegelt sich der Fahrrad-Boom auch beim Internetdienst Google Maps wider. Die Suchanfragen nach Fahrradrouten nahmen dort seit Februar um 69 Prozent zu und erreichten einen bisherigen Rekordwert. Zugleich verdoppelte sich bei Google allerdings auch die Zahl der Anfragen nach Geschäften für Fahrradreparaturen.

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