„Neowise“ nun besonders nah an der Erde – aber Helligkeit nimmt ab

Symbolbild: Komet im Weltall
Symbolbild: Komet im Weltall

Er gilt als hellster Schweifstern seit sieben Jahren, und am Donnerstag kommt er der Erde besonders nahe – dennoch neigt sich der Besuch des Kometen „Neowise“ an unserem Nachthimmel langsam seinem Ende zu. Zwar wird die Entfernung des Kometen von der Erde kurzzeitig auf „nur“ noch 103 Millionen Kilometer schrumpfen, doch aktuell verliert „Neowise“ erwartungsgemäß merklich an Helligkeit.

RÜCKFLUG IN DIE TIEFEN DES ALLS

Der Grund: Der nächtelang mit bloßem Auge sichtbare Komet entfernt sich immer weiter von der Sonne, der er am 3. Juli am nächsten kam. Seither befindet sich der Himmelskörper mit der Bezeichnung C/2020 F3 auf dem Flug zurück in die Tiefen des Alls.

Wenn er dabei der Erde am Donnerstag am nächsten kommt, wird seine Entfernung von unserem Planeten immer noch rund zwei Drittel der Distanz zwischen Erde und Sonne betragen. Danach wächst die Entfernung zwischen Komet und Erde schnell an.

AM BESTEN FERNGLAS MITNEHMEN

Aber noch ist ab dem späten Abend ein Blick auf den kosmischen Besucher möglich, der erst in 5000 bis 7000 Jahren wieder zur Sonne zurückkehren wird. Derzeit ist der Komet direkt unter der bekannten Sternenkonstellation Großer Wagen im Sternbild Großer Bär aufzufinden.

Allerdings sollten Beobachter einen dunklen Ort aufsuchen und am besten auch ein Fernglas mitnehmen. „Man kann den Kometen gerade noch so erahnen – aber nur, wenn keine Laternen etc. im Blickfeld sind“, twitterte das Info- und Lernportal „DLR next“ am Dienstag. „Auf Fotos ist er dabei deutlicher zu sehen als mit bloßem Auge.“

ERST VOR VIER MONATEN ENTDECKT 

„Neowise“ wurde erst am 27. März entdeckt, und zwar vom reaktivierten Infrarotweltraumteleskop „Wise“ der Nasa. Die Entdeckung von Kometen ist an sich nichts Ungewöhnliches – Schweifsterne ziehen häufig an der Sonne vorbei. Aber die meisten sind nur in Fernrohren zu sehen. Sehr selten sind die spektakulär hellen Schweifsterne wie beispielsweise die prächtigen Kometen Hale-Bopp und Hyakutake aus den 90er Jahren.

Kometen gelten als Überbleibsel der Entstehung unseres Sonnensystems vor rund 4,6 Milliarden Jahren. Sie werden oft mit schmutzigen Riesenschneebällen aus Eis, Staub und Stein verglichen. Wenn diese Brocken sich auf ihrer Reise durchs All der Sonne nähern, bilden sie oft Schweife aus.

KOMETEN GALTEN ALS UNGLÜCKSBOTEN

Nicht immer sahen die Menschen im Auftauchen eines Schweifsterns nur ein prächtiges Naturschauspiel. Jahrhundertelang galten Kometen als Unglücksboten, die Hungersnöte, Krieg und Seuchen ankündigen. Denn die imposanten Exemplare unter den Schweifsternen hatten für unsere Vorfahren etwas Bedrohliches – weil sie plötzlich auftauchen, stellten sie aus damaliger Sicht die kosmische Ordnung in Frage.

Heute wissen die Forscher, dass Kometen vom Rand des Sonnensystems stammen und sich ihre Gas- und Staubschweife bei der Annäherung an die heiße Sonne bilden. Sollte ein Komet auf der Erde einschlagen, könnte dies eine globale Katastrophe auslösen. Von „Neowise“ ging jedoch definitiv keine Gefahr für unseren Planeten aus.

KOMETENMISSION „ROSETTA“

Weltweite Berühmtheit erlangte vor sechs Jahren übrigens ein Komet, den noch kein Mensch mit bloßem Auge sah: Tief im All erreichte 2014 die europäische Raumsonde „Rosetta“ den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, den die Wissenschaftsgemeinde seinerzeit Tschuri taufte.

Die Kometenmission machte damals international Schlagzeilen: „Rosetta“ erforschte den Schweifstern aus einer Umlaufbahn und ließ später das Landegerät „Philae“ auf den Kometen nieder. Im September 2016 setzte die Sonde dann kontrolliert auf Tschuri auf, was das Ende der spektakulären Mission bedeutete.

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