Prozess gegen TÜV-Männer: Sie sollen gegen Geld Plaketten für mangelhafte Fahrzeuge ausgestellt haben

Symbolbild: Auto in der Werkstatt
Symbolbild: Auto in der Werkstatt

Weil er gegen Geld positive Prüfbescheinigungen und Plaketten für mangelhafte Fahrzeuge ausgestellt haben soll, müssen sich seit Donnerstag ein ehemaliger TÜV-Niederlassungsleiter aus Hessen und vier mutmaßliche Komplizen vor dem Landgericht Hanau verantworten. Die Anklage wirft den Männern im Alter zwischen 29 und 74 Jahren Bestechung und Bestechlichkeit vor.

Hauptangeklagt ist der ehemalige Niederlassungsleiter der Prüfstelle in Hanau. Er soll zwischen August 2011 und November 2013 in 46 Fällen zwischen fünf und 20 Euro angenommen haben, um erfolgreiche Bescheinigungen bei Hauptuntersuchungen auszustellen. Die Fahrzeuge habe er entweder überhaupt nicht oder nur unzureichend innerhalb weniger Minuten untersucht.

In mehreren Fällen soll ihm bekannt gewesen sein, dass die Fahrzeuge erhebliche technische Mängel aufwiesen. In 46 weiteren Fällen soll er einen ihm unterstellten Prüfingenieur zu entsprechenden Taten verleitet oder solche Taten geschehen lassen haben. Der Prüfingenieur ist ebenfalls angeklagt.

Zwei weiteren Männern wirft die Anklage vor, als gemeinsame Inhaber einer Autowerkstatt in Offenbach mit beiden TÜV-Mitarbeitern in einer Art geschäftsmäßiger Beziehung Vorführungen von Kundenfahrzeugen vorgenommen zu haben. Durch die vorgetäuschten Hauptuntersuchungen hätten die Männer in ihrer Werkstatt Geld verdient, ohne die notwendigen Reparaturen ausführen zu müssen. Der fünfte Angeklagte habe gewerblich Zulassungs- und Überführungsfahrten organisiert und mit dem angeklagten Niederlassungsleiter in fünf Fällen kooperiert.

Auf die Spur der Angeklagten kamen die Ermittlungsbehörden nach Angaben des Gerichts durch interne Feststellungen, Hinweise und Strafanzeigen des TÜV. Daraufhin sei zunächst verdeckt mit präpariert vorgeführten Fahrzeugen sowie etwa hundert nachträglichen Untersuchungen der von den Angeklagten zuvor begutachteten Fahrzeuge ermittelt worden. Bis Mitte August sind noch sechs Verhandlungstage angesetzt.

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