Rattengift in der Kanalisation reichert sich laut Forschungsergebnissen in Fischlebern an. Die in den Ködern enthaltenen Wirkstoffe werden in Kläranlagen nicht vollständig abgebaut und gelangen so mit dem Abwasser in die Flüsse, wie das Umweltbundesamt (UBA) in Dessau am Freitag mitteilte. Die Studie zeige, dass die in den Ködern enthaltenen Wirkstoffe insbesondere bei Starkregen in das Abwasser gelangten.
Für das Projekt wurden ein halbes Jahr lang Leberproben von Karpfen untersucht, die in Teichen mit gereinigtem kommunalem Abwasser gehalten wurden. Zudem wurden zahlreiche Umweltproben, die im Verlauf kommunaler Rattenbekämpfungsmaßnahmen in Kläranlagen und Flüssen gesammelt wurden, analysiert. Parallel dazu wurden Fische aus den beprobten Fließgewässern auf chemische Rattenbekämpfungsmittel untersucht.
In nahezu allen analysierten Leberproben von Fischen wie Flussbarsch, Zander, Bachforelle, Döbel und Gründling wurde das Forscherteam fündig. Bei den nachgewiesenen Wirkstoffen handelt es sich meist um Wirkstoffe zur Hemmung der Blutgerinnung, sogenannte Antikoagulanzien.
Diese Wirkstoffe bauen sich schlecht ab, reichern sich in Lebewesen an und haben eine giftige Wirkung. Ob für Menschen gesundheitliche Risiken durch den Verzehr von belasteten Fischen bestehen, wurde in dem Projekt nicht erforscht. Welche Auswirkungen die Rückstände auf die Fischgesundheit genau haben, soll in einer weiteren Studie untersucht werden.
In vielen Städten und Kommunen werden Ratten in der Kanalisation mithilfe von Fraßködern bekämpft. Die als Rodentizide bezeichneten Nagetierbekämpfungsmittel hemmen die Blutgerinnung und führen mehrere Tage nach Köderaufnahme zum Tod durch inneres Verbluten.
Das UBA kritisierte, dass Städte und Kommunen rechtsverbindliche Vorgaben, die einen Kontakt der Köder mit dem Abwasser untersagen, nicht einhielten. „Es gibt bereits zahlreiche innovative Lösungen, wie dies umgesetzt werden kann, beispielsweise durch spezielle Köderschutzstationen“, erklärte UBA-Präsident Dirk Messner.
Fische dürften nicht „weiterhin zum ungewollten Ziel von Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen werden“. Angesichts der Forschungsergebnisse sei der Schutz der Köder vor Kontakt mit Abwasser zum Schutz der Umwelt dringend geboten, erklärte Messner.