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Gift für die Gegner: Bewiesene und mutmaßliche Anschläge auf Kreml-Kritiker und Ex-Spione

Gift für die Gegner: Bewiesene und mutmaßliche Anschläge auf Kreml-Kritiker und Ex-Spione

Symbolbild: Flasche mit flüssigem Gift

Der bekannte russische Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ist nach einer mutmaßlichen Vergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden und liegt nun auf der Intensivstation. Es wäre nicht der erste Giftanschlag auf den Aktivisten. Im August vergangenen Jahres erlitt er in Polizeigewahrsam Hautausschläge und sein Gesicht schwoll an – laut Nawalny wegen einer Vergiftung. Auch anderen Kreml-Kritikern widerfuhr ein ähnliches Schicksal. Ein Überblick: 

Pjotr Wersilow

Im September 2018 wurde der russische Aktivist der Protestgruppe Pussy Riot mit möglichen Symptomen einer Vergiftung in ein Moskauer Krankenhaus gebracht. Später kam er zur Behandlung in die Berliner Charité. Wersilow macht für seine mutmaßliche Vergiftung den russischen Geheimdienst verantwortlich. Als Hintergrund für die Attacke geht er von einem Zusammenhang zu seinen Recherchen über drei im Juli 2018 ermordete russische Journalisten in Zentralafrika aus. 

Sergej Skripal

Der ehemalige Doppelagent und seine Tochter Julia waren im März 2018 im englischen Salisbury dem in der Sowjetunion entwickelten Nervengift Nowitschok ausgesetzt worden. Beide entgingen nur knapp dem Tod. Westliche Geheimdienste beschuldigen die russische Regierung, den Anschlag als Vergeltung für Skripals Tätigkeit als Doppelagent veranlasst zu haben. Eine 44-jährige Britin, die später mit dem Nervengift in Kontakt kam, starb.

Alexander Perepilitschni

Der russische Geschäftsmann und Informant starb 2012 beim Joggen in der Nähe von London. Die Polizei ging von einem natürlichen Tod aus. Eine zwei Jahre später von seiner Lebensversicherung in Auftrag gegebene Untersuchung ergab jedoch, dass Spuren eines Gifts von einer chinesischen Pflanze namens Gelsemium in seinem Magen gefunden wurden. Perepilitschni war ein möglicher Kronzeuge in der Affäre um den Tod eines russischen Anwalts im Jahr 2009.

Alexander Litwinenko

Der frühere russische Agent und Kreml-Kritiker starb 2006 im Exil in London an einer Vergiftung mit hochgradig radioaktivem Polonium. Zuvor hatte er mit den russischen Geschäftsmännern und Ex-KGB-Agenten Dmitri Kowtun und Andrej Lugowoi Tee getrunken. London gibt Moskau die Schuld, das jegliche Verantwortung bestreitet.

Viktor Juschtschenko

Im Jahr 2004 wurde der damalige Oppositionskandidat und spätere Präsident der Ukraine schwer krank. Österreichische Ärzte stellten drei Monate später eine Dioxinvergiftung beim Helden der sogenannten Orangenen Revolution fest. Juschtschenkos Gesicht trägt bis heute die Spuren der Vergiftung. Angetreten war er gegen den russlandfreundlichen Kandidaten Viktor Janukowitsch.

Georgi Markow

Im September 1978 verspürte der oppositionelle bulgarische Schriftsteller an einer Londoner Bushaltestelle ein Stechen im Bein. Ein Mann, der eine Art Regenschirm fallen gelassen hatte, entschuldigte sich. Markow bekam kurz darauf hohes Fieber und starb vier Tage später im Krankenhaus. 

Bei einer Obduktion wurde im Bein des Toten eine Platinkapsel mit dem Gift Rizin gefunden. Der Anschlag auf den Oppositionellen konnte nie vollständig aufgeklärt werden. Als wahrscheinliches Szenario gilt ein Anschlag des bulgarischen Geheimdienstes mit Unterstützung des sowjetischen KGB. 

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