Nominierungsrede ist Kampfansage: Biden will „Zeit der Dunkelheit“ unter Trump in den USA beenden

Wird Joe Biden der 46. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika? - Ron Adar / Shutterstock.com

Es war die wohl wichtigste Rede in der fast 50-jährigen politischen Karriere von Joe Biden. Und der frisch gekürte Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten schreckte nicht vor großen Bildern zurück. „Ich werde ein Verbündeter des Lichts, nicht der Dunkelheit sein“, sagte der 77-Jährige in seiner Nominierungsrede. „Vereint können und werden wir diese Zeit der Dunkelheit in Amerika überwinden.“

Bidens Parteitagsrede war eine Kampfansage an Präsident Donald Trump, den er bei der Wahl am 3. November herausfordern wird – und ein leidenschaftlicher Appell an Einheit und Versöhnung. „Der derzeitige Präsident hat Amerika viel zu lange in Dunkelheit gehüllt“, sagte Biden. „Zu viel Wut, zu viel Angst, zu viel Spaltung.“

Immer wieder betonte der einstige Stellvertreter von Präsident Barack Obama die Bedeutung der Wahl in 75 Tagen. „Amerika steht an einem Wendepunkt. Es ist eine Zeit großer Gefahr, aber auch außergewöhnlicher Möglichkeiten.“ Die Menschen könnten den „Pfad von Schatten und Misstrauen“ einschlagen oder den „Pfad von Hoffnung und Licht“. Im Klartext also: Trump vier weitere Jahre im Weißen Haus geben oder ihn, Biden, in das höchste Staatsamt wählen.

Die knapp 25-minütige Rede des weißhaarigen Politik-Veteranen war Schluss- und Höhepunkt des Parteitags, der in Corona-Zeiten ein ganz anderes Format hatte als alle anderen Parteitage der US-Geschichte. Wegen der Pandemie wurde die ursprünglich in der Großstadt Milwaukee geplante Großveranstaltung weitestgehend virtuell abgehalten.

Die Demokraten machten aus der Not eine Tugend und erklärten den Parteitag kurzerhand zum „Parteitag in ganz Amerika“. Neben der Politprominenz ließ die Partei in Videobotschaften Bürger im ganzen Land zu Wort kommen – und spiegelte dabei die Vielfalt des Landes wider.

Oft waren diese Beiträge am eindrücklichsten und bewegendsten. Am Donnerstagabend etwa sprach der 13-jährige Brayden Harrington, der stottert und dem Biden – in seiner Kindheit selbst Stotterer – bei einem Treffen Mut machte und Tipps zur Überwindung seines Sprachproblems gab. „Er hat mir gesagt, dass wir zum gleichen Club gehören“, sagte Harrington. „Wir stottern. Es war unglaublich zu hören, dass jemand, der so ist wie ich, Vizepräsident wurde.“

Solche Geschichten waren zentraler Bestandteil der Parteitags-Choreografie. Neben Führungsstärke waren Menschlichkeit und Empathie die Eigenschaften, die am häufigsten zur Charakterisierung Bidens verwendet wurden – in klarer Abgrenzung zu Trump, den Bidens Vize-Kandidatin Kamala Harris in ihrer Nominierungsrede als „herzlos“ geißelte.

Dabei spielten auch die persönlichen Schicksalsschläge in Bidens Leben eine Rolle: Der langjährige Senator verlor als junger Mann seine erste Ehefrau und seine Tochter bei einem Autounfall, 2015 dann starb sein Sohn Beau an einem Hirntumor.

„Ich weiß, wie es sich anfühlt, jemanden zu verlieren, den man liebt“, sagte Biden in seiner Nominierungsrede mit Blick auf die Corona-Pandemie. „Ich weiß, wie gemein und grausam und unfair das Leben manchmal sein kann.“ Er habe gelernt, dass es der beste Weg durch Schmerz, Verlust und Trauer sei, eine „Bestimmung“ zu finden.

Bidens Mission: Am 3. November will er dafür sorgen, dass Trump nach nur einer Amtszeit das Weiße Haus räumen muss. In Umfragen liegt der Demokrat vor dem Republikaner, aber bis zur Wahl kann noch viel passieren.

Biden appellierte deswegen eindringlich an alle, wählen zu gehen. Die Wahl werde „Amerikas Zukunft für sehr lange Zeit bestimmen“, mahnte der Trump-Herausforderer. Im Kampf um die „Seele der Nation“ sei es jetzt an der Zeit für Hoffnung, Liebe und, ja, Licht.

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