In den ersten hundert Tagen seit Einführung der Corona-App haben knapp 5000 Infizierte ihre Kontaktpersonen über die Handy-Anwendung gewarnt. Es sei davon auszugehen, dass auf diesem Wege insgesamt „schon einige zigtausend Menschen“ über die neue App wegen Risikokontakten zu Infizierten alarmiert wurden, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Mittwoch in Berlin. „Das ist viel, aber es reicht uns nicht“, sagte Spahn.
Nur etwa die Hälfte der App-Nutzer sende nach einer positiven Diagnose eine Warnung an die Kontaktpersonen, sagte der Minister. Er rief die Bürger auf, die App im Infektionsfall tatsächlich einzusetzen: „Nutzen Sie dieses Werkzeug, informieren Sie Ihre Kontakte.“ Spahn betonte, dass die Warnungen anonym über die App versandt würden – die Empfänger einer Warnmeldung wüssten also nicht, von wem diese stamme.
Insgesamt wertete Spahn die App aber als Erfolg. Sie sei in Deutschland mehr als 18 Millionen Mal heruntergeladen worden. Dies entspreche in etwa der Zahl der Downloads aller anderen europäischen Warn-Apps zusammengerechnet.
Auch Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) wertete die deutsche App als „große Erfolgsgeschichte“. Er verwies auf das „außergewöhnlich hohe Datenschutzniveau“ der Anwendung.“ Wegen dieses hohen Niveaus habe die Bundesregierung nur „begrenzte Zahlen zur Nutzerintensität“, sagte Braun. „Das ist keine Schwäche dieser App, es ist ihre ausdrückliche Stärke.“
Digital-Staatsministerin Dorothee Bär (CSU) warb ebenfalls eindringlich für die Nutzung der App. Dies sei „ein Liebesbeweis an alle, um die Sie sich sorgen“. Die CSU-Politikerin berichtete, dass sie vergangene Woche auch selbst von der App gewarnt worden sei. Das Ergebnis bei ihr sei negativ gewesen. Doch die Warnung zeige, dass die App funktioniere.
Telekom-Chef Timotheus Höttges kündigte an, dass die Europäisierung der Warn-App vorangetrieben werde. Elf Länder seien in einer ersten Phase für eine europäische Version ab Oktober dabei. Nach seinen Angaben sind in Deutschland inzwischen zudem mehr als 90 Prozent der Testlabore an die App angeschlossen. Allerdings seien 15 Labore nicht bereit gewesen, eine notwendige Digitalisierungsschnittstelle einzurichten.
Laut SAP-Vorstandsmitglied Jürgen Müller soll im Oktober auch eine Symptomabfrage möglich sein. Dies sei freiwillig, helfe aber einzuschätzen, wie kritisch eine Risikobegegnung gewesen sei. Er appellierte an die Bürger, die App herunterzuladen und beim Arzt auch anzugeben, dass der Test an die App übermittelte werde.
Die Corona-Warn-App kann seit Juni heruntergeladen werden; die Bundesregierung wirbt eindringlich für die Nutzung. Die Anwendung zeichnet mit der Bluetooth-Technologie auf, wann und wie lange sich jemand in der Nähe eines anderen Smartphone-Nutzers aufgehalten hat, der ebenfalls die App aktiviert hat. Wird jemand positiv auf das Coronavirus getestet, kann er über die App anonym die Nutzer warnen, mit denen er Kontakt hatte.
Positiv Getestete müssen aber einen QR-Code des Testlabors erhalten, um ihren Befund in der App eintragen zu können. Alternativ bestätigt auch eine Telefon-Hotline die Infektion, was dann über eine TAN in die App eingetragen werden kann.