Russland hat nach den Worten von Kreml-Sprecher Dmitri Peskow nur „begrenzte“ Möglichkeiten zu Ermittlungen im Fall des vergifteten Opositionellen Alexej Nawalny. „Wir sind leider eingeschränkt in unseren Möglichkeiten, irgendeine Ermittlung anzustrengen. Denn wie sich zeigt, wurden Gegenstände aus Russland herausgebracht, und wir haben keinen Zugang zu den angestellten Analysen“, sagte Peskow am Freitag.
Mitarbeiter Nawalnys hatten am Vortag mitgeteilt, nach seiner Vergiftung hätten sie mögliche Beweisstücke in dem Fall zur Untersuchung nach Deutschland gebracht. Ein deutsches Labor habe inzwischen Spuren des Nervengifts Nowitschok an einer Wasserflasche aus einem Hotel in Tomsk nachgewiesen, in dem Nawalny vor seiner Vergiftung übernachtet hatte.
„Wenn diese Flasche tatsächlich existiert, warum wurde sie irgendwo hingebracht?“ sagte der Kreml-Sprecher dazu. „Vielleicht gibt es Leute die nicht wollen, dass ermittelt wird?“ Die einzige Möglichkeit zur Aufklärung sei ein Austausch von Informationen und Materialproben, Beweisstücken und „wenn nötig eine Zusammenarbeit“.
Bereits zuvor hatte Moskau darauf bestanden, russische Ermittler müssten bei Zeugenbefragungen Nawalnys anwesend sein und Deutschland müsse Materialproben zur weiteren Analyse in Russland bereitstellen. Berlin vertritt dagegen den Standpunkt, dass Moskau aufgrund der Untersuchungen während Nawalnys Krankenhausaufenthalt in Sibirien alle nötigen Materialproben vorliegen müssten.
Nawalny war am 20. August auf einem Flug vom sibirischen Tomsk nach Moskau zusammengebrochen. Zunächst wurde der Gegner von Staatschef Wladimir Putin nach einer Notlandung in einem Krankenhaus in Omsk behandelt, zwei Tage später wurde er auf Drängen seiner Familie und Unterstützer zur Behandlung in die Berliner Universitätsklinik Charité gebracht.
Der 44-Jährige ist inzwischen wieder bei Bewusstsein und auf dem Weg der Besserung. Nach Angaben der Bundesregierung wurde der Oppositionelle „zweifelsfrei“ mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet, die in der früheren Sowjetunion entwickelt worden war. Die Bundesregierung stützt sich auf die Analyse-Ergebnisse eines Bundeswehr-Speziallabors; Labore in Frankreich und Schweden bestätigten den Befund.
Moskau weist den Verdacht zurück, staatliche russische Stellen könnten Nawalny gezielt vergiftet haben und betont, die Ärzte in Omsk hätten keine Spuren von Gift bei ihm gefunden. Der Fall sorgt für erheblichen Spannungen zwischen Berlin und Moskau.