Im Fall des vergifteten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny hat der Kreml die schweren Vorwürfe aus den USA als „inakzeptabel“ zurückgewiesen. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am Donnerstag in Moskau, „jede direkte oder indirekte Andeutung einer Verwicklung russischer Regierungsvertreter in diese Affäre“ sei „inakzeptabel“. Er bezog sich dabei auf Aussagen von US-Außenminister Mike Pompeo, der „hochrangige Regierungsmitarbeiter“ Russlands hinter dem Giftanschlag vermutet.
Pompeo hatte am Mittwoch gesagt, es habe sich um den Versuch gehandelt, „einen Dissidenten zu vergiften“. US-Präsident Donald Trump hatte hingegen noch am vergangenen Freitag zum Fall Nawalny gesagt, ihm lägen bisher keine Beweise für einen Giftanschlag vor. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Bundesregierung bereits darüber informiert, dass Nawalny „zweifelsfrei“ mit einem chemischem Nervenkampfstoff der sogenannten Nowitschok-Gruppe vergiftet worden sei. Sowjetische Wissenschaftler hatten das Gift zwischen 1970 und 1980 entwickelt.
Trump wird regelmäßig eine zu große Nähe zum Kreml vorgeworfen. Im Unterschied zum US-Präsidenten stellte Pompeo nun als Tatsache fest, dass der russische Oppositionelle vergiftet wurde. Er sagte auch, die US-Regierung werde versuchen herauszufinden, wer für den Anschlag verantwortlich sei. Mit dieser Untersuchung solle auch „das Risiko reduziert werden, dass solche Dinge wieder passieren“.
Kreml-Kritiker Nawalny war bei einem Einsatz im Wahlkampf in Sibirien vergiftet worden. Er brach auf einem Inlandsflug zusammen, kam zunächst in Russland ins Krankenhaus und wurde dann am 22. August zur Behandlung nach Berlin verlegt.
Moskau weist jede Schuld in dem Fall zurück, die russische Justiz hat aber nach Angaben der Nawalny-Mitstreiter in Russland bisher keinerlei Ermittlungen dazu eingeleitet. Nach Darstellung Moskaus sollen bei der zunächst zweitägigen Behandlung und Untersuchung Nawalnys im Krankenhaus im sibirischen Omsk keine Spuren von Gift in dessen Körper gefunden worden sein.
Kreml-Sprecher Peskow forderte von Berlin am Donnerstag erneut, alle Beweise für die angebliche Vergiftung Nawalnys vorzulegen. Nach Angaben der Bundesregierung wies ein Labor der Bundeswehr nach, dass Nawalny durch das Nervengift aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet wurde.
Die Laborergebnisse seien der internationalen Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) übermittelt worden, der auch Russland angehöre, sagte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums am Mittwoch. Berlin sieht den Fall Nawalny nicht als eine bilaterale Angelegenheit mit Moskau an.