Umweltverbände verlangen: EU muss sich zu mindestens 55 Prozent CO2-Minderung bekennen

Symbolcollage: Klima
Symbolcollage: Klima

Vor der Bekanntgabe neuer EU-Klimaziele dringen deutsche Umweltverbände darauf, dass sich die Union zu einer Minderung des CO2-Ausstoßes um mindestens 55 Prozent bis 2030 ohne Abstriche bekennt. Eigentlich sei aus wissenschaftlicher Sicht und zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad sogar eine Absenkung um 65 Prozent im Vergleich zum Stand von 1990 erforderlich, sagte der Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR), Kai Niebert.

Die EU-Kommission will am Mittwoch ihre Vorschläge zur Klimapolitik bekanntgeben. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen strebt eine CO2-Minderung um 50 bis 55 Prozent an. Niebert warnte in diesem Zusammenhang vor Rechentricks. So gebe es Berichte, wonach die EU zwar das 55-Prozent-Ziel festschreiben, dieses aber durch eine Verrechnungsmöglichkeit mit Aufforstungen oder mit Klimaanstrengungen in Drittländern verwässern könnte.

Der WWF-Klimaexperte Christoph Heinrich wies darauf hin, dass schon ohne zusätzliche Anstrengungen der Treibhausgasausstoß in der EU bis 2030 um etwa 48 Prozent unter dem Wert von 1990 liegen dürfte. Insofern wären 50 Prozent keine echte Verschärfung der Zielvorgaben und auch 55 Prozent nur dann, wenn dies nicht durch Zusatzklauseln wieder aufgeweicht würde. Lutz Weischer von Germanwatch forderte, die EU-Staaten müssten bis 2040 die Nutzung fossiler Energien, also die Verbrennung von Kohle und Gas beenden.

Greenpeace drängte auf eine zügige Verkehrswende in der EU. „Der Verkehr ist in Deutschland und Europa die Schmuddelecke im Klimaschutz“, erklärte Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Stephan. Die Organisation forderte, ab 2028 in der EU keine weiteren Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr zuzulassen.

Unter Berufung auf eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie des Kölner NewClimate Instituts und des belgischen Instituts Climact hieß es zudem, die Zahl der Autos in der EU könne bis 2040 um 47 Prozent verringert werden. Auch die Zahl der Lkw solle bis dahin von derzeit sechs Millionen auf 3,6 Millionen sinken. Im Flugverkehr solle erneuerbar hergestelltes synthetisches Kerosin zum Einsatz kommen und zudem die Zahl der geflogenen Personenkilometer um mindestens ein Drittel abnehmen.

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