Erstmals seit dem landesweiten Lockdown in Großbritannien im Frühjahr sind in Wales am Freitag für mehrere Städte Ausgangssperren angeordnet worden. Der walisische Gesundheitsminister Vaughan Getting teilte mit, die Städte Cardiff und Swansea dürften nur für die Arbeit, den Schulbesuch und aus anderen triftigen Gründen betreten oder verlassen werden. Die Maßnahme trete am Sonntagabend in Kraft. Für die Stadt Llanelli gelte sie bereits ab Samstag.
Untersagt ist demnach auch der Aufenthalt nicht zum Haushalt gehörender Besucher in Innenräumen. „Diese Maßnahmen spiegeln den Ernst der Lage wider“, sagte Getting. Von den Maßnahmen sind damit insgesamt 1,5 Millionen Waliser betroffen – knapp die Hälfte der Bevölkerung in der britischen Provinz.
Großbritannien ist mit fast 42.000 Toten das am stärksten von der Corona-Pandemie betroffene Land Europas und will einen zweiten landesweiten Lockdown möglichst verhindern. Die Reproduktionsrate – die Zahl der Menschen, die ein Infizierter ansteckt – steigt aber und lag am Freitag landesweit zwischen 1,2 und 1,5.
Die britische Hauptstadt London wurde am Freitag von der Regierung auf die Liste der unter strenger Beobachtung stehenden Gebiete gesetzt. Bürgermeister Sadiq Khan warnte, die Stadt stehe an einem „sehr beunruhigenden Kipppunkt“. Der Mangel an Testkapazitäten sei „völlig inakzeptabel“, kritisierte er.
Angesichts der stetig steigenden Zahl an Corona-Neuinfektionen traten in England bereits am Donnerstag neue Restriktionen in Kraft. Unter anderem müssen alle Restaurants und Pubs um 22.00 Uhr schließen.
Für große Teile von Nord- und Mittelengland gelten bereits strengere Corona-Maßnahmen als im Rest des Landes. Behördenvertreter in Leeds sagten am Freitag, neue Regeln seien sehr wahrscheinlich, darunter auch ein Verbot von Treffen von Mitgliedern unterschiedlicher Haushalte in Privatwohnungen.
Unterdessen appellierten die Chefs der Gesundheitsbehörden von Irland und der britischen Provinz Nordirland an die Menschen, Grenzüberquerungen möglichst zu vermeiden. Der Nordire Michael McBride und sein irischer Kollege Ronan Glynn appellierten zudem an die Arbeitgeber auf beiden Seiten der Grenze, ihren Mitarbeitern die Arbeit von zu Hause aus zu ermöglichen. Für die Menschen in den Grenzgebieten seien dies „keine willkommenen Neuigkeiten, aber wir müssen eine weitere Ausbreitung dieses Virus verhindern und wir können das nur tun, indem wir zusammen arbeiten, um uns gegenseitig zu schützen“.
Irland verzeichnete in den vergangenen Wochen einen gleichmäßigen Anstieg der Corona-Neuinfektionen mit 324 neuen Fällen am Donnerstag. Nordirland registrierte hingegen eine der steilsten Kurven bei den Neuinfektionen in Großbritannien.