In der Diskussion um weitere Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie hat Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer „Achtsamkeit und Augenmaß“ gefordert. „Bevor ein vermeidbarer volkswirtschaftlicher Schaden angerichtet wird, sollten wir dort ansetzen, wo die Gefahren entstehen“, erklärte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) am Dienstag in Berlin. Geselligkeit, die zu körperlicher Nähe führt, müsse in der Öffentlichkeit auf ein Minimum reduziert werden.
Dazu gehören laut Kramer Feiern und Veranstaltungen, Hochzeitsfeste und andere große Partys. Entsprechende Räumlichkeiten sollten nicht zur Verfügung gestellt werden dürfen. Kramer plädierte dafür, zusätzlich bundesweit eine weitgehende Maskenpflicht durchsetzen. „Das mag zwar lästig sein, schadet aber volkswirtschaftlich nicht.“ Das Gleiche gelte für das Vorziehen von Sperrstunden, die ausufernde Geselligkeit begrenzen sollen, ohne aber das Abendessen im Restaurant einzuschränken.
Es sei zudem „dringend erforderlich“, Schulen und Kitas mit abgestimmten und einheitlichen Hygienekonzepten so lange wie möglich offen zu halten, damit Eltern weiterhin ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen können, erklärte der Arbeitgeberpräsident. Kinder dürften keine Bildungsbrüche erleiden und in ihrer Entwicklung eingeschränkt werden.
Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, sprach sich weitgehend gegen bundesweite Maßnahmen zur Beschränkung des Infektionsanstiegs aus. „Die lokale Verantwortung für die Eindämmungsmaßnahmen muss Vorrang haben“, sagte Kempf am Dienstag der „Welt“. Aus seiner Sicht wäre es falsch, große Teile der Bevölkerung pauschal unter Quarantäne zu setzen. „Zielführender sind eine differenziertere Teststrategie, eine engmaschigere Nachverfolgung der Infektionsketten sowie eine konsequentere Kontrolle der Einhaltung von Schutzmaßnahmen.“ Auch die Verfügbarkeit von Schnelltests müsse die Politik rasch ausbauen.
„Ich erwarte von Bund und Ländern eine besonnene Herbststrategie“, sagte Kempf der Zeitung. Oberstes Ziel für die Bundesregierung und die Länderchefs müsse bleiben, Lockdowns zu verhindern, selbst wenn sie zeitlich befristet wären. „Ein zweiter Lockdown würde die Existenz vieler Unternehmen gefährden.“