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Auswirkungen von Trumps Corona-Infektion auf Wahl und Wahlkampf kaum abzusehen

Auswirkungen von Trumps Corona-Infektion auf Wahl und Wahlkampf kaum abzusehen

Symbolbild: Wahlen in den USA

Der Oktober ist berüchtigt für Überraschungen in US-Präsidentschaftswahlkämpfen. Donald Trump höchstpersönlich sorgte in der Nacht auf den 2. Oktober für eine solche „October surprise“ von gewaltigem Ausmaß: Um genau 00.54 Uhr gab der mächtigste Staatschef der Welt auf Twitter bekannt, positiv auf das Corona-Virus getestet worden zu sein. Einen Monat vor der Wahl muss der Präsident, der die Gefahr durch das Virus über Monate heruntergespielt hatte, in Quarantäne.

Die Infektion könnte eine Regierungskrise auslösen, sollte Trump ernsthaft erkranken. Zugleich sind die Auswirkungen auf Wahlkampf und Wahl kaum abzusehen.

Fest steht: Auf seine Wahlkampfauftritte vor tausenden Anhängern, Wahlkampfmotor und fast schon Lebenselixir für den in Umfragen zurückliegenden Trump, muss der Republikaner bis auf weiteres verzichten. Unklar ist, ob das für den 15. Oktober geplante zweite TV-Duell mit seinem Herausforderer Joe Biden gestrichen wird.

Trump und seiner ebenfalls infizierten Ehefrau Melania geht es nach Angaben seines Leibarztes gut, er kann demnach von der Quarantäne im Weißen Haus aus die Amtsgeschäfte führen. Der Präsident rühmt sich zwar gerne seiner Gesundheit und Energie; mit 74 Jahren und starkem Übergewicht gehört er aber ganz eindeutig zur Corona-Risikogruppe. Die Frage ist nun, wie sich die Infektion bei Trump entwickelt.

Während aus aller Welt Genesungswünsche eingingen, wiesen viele Beobachter schnell auf die bittere Ironie der Situation hin: Über Monate hatte Trump die Corona-Krise kleingeredet, den Rat von Experten in den Wind geschlagen, über Injektionen mit Desinfektionsmittel und umstrittene Medikamente fabuliert, Menschen zu Protesten gegen Corona-Beschränkungen aufgerufen und sich über das Masken-Tragen seines Rivalen Biden mokiert.

Mehr als 207.000 Menschen sind in den USA bereits an den Folgen des Virus gestorben, mehr als 7,2 Millionen Infektionsfälle wurden bestätigt – die mit Abstand höchsten Zahlen weltweit. Kritiker machen Trump für das Ausmaß der Krise verantwortlich und werfen ihm vor, mit seinen Wahlkampfauftritten, bei denen die wenigsten Anhänger Masken tragen, zahlreiche Menschen direkt in Gefahr zu bringen. Jetzt hat es den Präsidenten selbst getroffen, und das, obwohl er abgeschirmt wird wie kein zweiter.

„Das ist eine ernüchternde Erinnerung daran, dass dieses Virus jeden anstecken wird, der nicht geschützt ist“, sagt der Medizinprofessor Gregory Poland. Das dürfte vielen Corona-Skeptikern – darunter Trump-Anhängern – die Augen öffnen, wie gefährlich das Virus ist. Und viele Menschen in ihrer Überzeugung bestärken, dass der Präsident inmitten der historischen Pandemie fahrlässig gehandelt habe. „Es ist schwer vorstellbar, dass dies nicht seine Hoffnungen auf eine Wiederwahl beendet“, sagte der konservative Berater Rob Stutzman der „New York Times“.

Doch inwieweit die Infektion Trump wirklich politisch schaden wird, ist noch nicht ausgemacht. Die Ansteckung könnte auch zu Mitgefühl und damit neuen Sympathien für den Rechtspopulisten führen. Bei einem milden Infektionsverlauf könnte der Präsident zudem argumentieren, das Virus sei zwar hoch ansteckend, aber letztlich doch nicht so gefährlich. So verzeichnete der für seinen Umgang mit der Corona-Pandemie scharf kritisierte brasilianische Staatschef Jair Bolsonaro nach seiner Erkrankung im Juli wieder steigende Beliebtheitswerte.

Doch nicht nur zu Trump gab es am Freitag viele Fragen – sondern auch zu seinem Herausforderer Biden: Der Präsidentschaftskandidat der oppositionellen Demokraten, der in der Corona-Krise einen extrem vorsichtigen Kurs fährt, hatte am Dienstag bei der ersten Fernsehdebatte mit Trump auf der Bühne gestanden. Verwandte und Gäste Trumps im Publikum hatten es während des Duells demonstrativ abgelehnt, eine Schutzmaske zu tragen. Es ist nicht auszuschließen, dass auch der 77-jährige Biden angesteckt wurde.

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