Belgien ist Europas neues Corona-Sorgenkind

Brüssel, Belgien
Brüssel, Belgien

Belgien ist wegen dramatisch steigender Corona-Fallzahlen zum Sorgenkind Europas avanciert. Die Einweisungen von Covid-19-Patienten in belgische Krankenhäuser übertrafen am Dienstag sogar den Rekord vom Frühjahr. Nach Angaben der EU-Seuchenschutzbehörde ECDC vom Mittwoch liegt Belgien inzwischen bei den Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner EU-weit an erster Stelle.

Am Dienstag wurden nach den neuesten Angaben des belgischen Gesundheitsinstituts Sciensano 689 Corona-Patienten ins Krankenhaus gebracht. Die bisherige Höchstmarke lag bei 629 Einweisungen am 28. März. Zudem wurden Montag erstmals seit Ende April wieder mehr als 100 Corona-Tote an einem Tag verzeichnet.

Momentan werden über 5500 Corona-Patienten in belgischen Krankenhäusern behandelt, über 900 von ihnen liegen auf der Intensivstation. Darunter war bis Mittwoch auch die Außenministerin und ehemalige Regierungschefin Sophie Wilmès. Inzwischen konnte die 45-Jährige die Intensivstation wieder verlassen, wie sie auf Twitter mitteilte. „Aber ich werde noch etwas im Krankenhaus bleiben.“

Laut ECDC verzeichnete das Land in den vergangenen zwei Wochen 1391 Ansteckungen pro 100.000 Einwohner und damit knapp mehr als Tschechien, das bis Dienstag die EU-Statistik anführte. Dort liegt die Ansteckungsrate bei 1380 pro 100.000 Einwohnern. Im Vergleich: In Deutschland liegt sie bei 144.

Ab Freitag gelten in Belgien erneut landesweit weitgehende Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Die flämische Regionalregierung, die strengere Regeln auf nationaler Ebene zuletzt noch blockiert hatte, beschloss am Dienstagabend ähnliche Maßnahmen, wie sie in der Hauptstadt Brüssel und der französischsprachigen Wallonie bereits in Kraft sind.

Kultur- und Sportveranstaltungen müssen demnach abgesagt werden, die Universitäten stellen auf Online-Kurse um, und nachts gilt eine Ausgangssperre. Am Freitag kommt zudem der nationale Krisenrat erneut zusammen und könnte einen kompletten nationalen Lockdown beschließen.

Seit Beginn der Pandemie sind in dem kleinen Land mit seinen gut elf Millionen Einwohnern mindestens 11.000 Menschen an dem Virus gestorben. Die Behörden verzeichneten bislang insgesamt knapp 350.000 Ansteckungen.

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