Sánchez bereitet Spanien auf weitere Corona-Beschränkungen vor

Pedro Sánchez - Bild: CEPAL
Pedro Sánchez - Bild: CEPAL

Der spanische Regierungschef Pedro Sánchez hat die Bevölkerung auf weitere Beschränkungen im Kampf gegen die zweite Corona-Welle vorbereitet. „Die Lage ist ernst“, sagte Sánchez am Freitag in einer Fernsehansprache zur Corona-Krise in seinem Land. Nur mit „größter Disziplin“, „Entschlossenheit“ und der „notwendigen Einheit“ lasse sich die drastisch nach oben gehende Ansteckungskurve wieder umkehren. Konkrete Maßnahmen nannte Sánchez aber zunächst nicht.

Als erstes EU-Land hatte Spanien am vergangenen Mittwoch die Schwelle von einer Million Infektionsfällen offiziell überschritten. In seiner Rede sagte der linksgerichtete Ministerpräsident, dass die Gesamtzahl der Infizierten tatsächlich aber bei über drei Millionen liege. Das liege daran, dass nur bei wenigen Menschen, die sich zu Beginn der Krise im Frühjahr angesteckt hätten, tatsächlich das neuartige Coronavirus festgestellt worden sei.

Damals seien nicht einmal „zehn Prozent“ der Infizierten entdeckt worden, heute seien es „rund 70 Prozent“, sagte Sánchez. Insgesamt lasse sich die heutige Krise nicht mit „der Situation vom 14. März vergleichen“, als seine Regierung eine der striktesten landesweiten Ausgangssperren weltweit verhängt hatte, sagte er und fügte hinzu, eine erneute Ausgangssperre wie damals wolle er wegen der gravierenden Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft vermeiden.

Vor der Fernsehansprache hatten die Präsidenten von mehreren spanischen Regionen weitere Corona-Beschränkungen angekündigt oder die Zentralregierung aufgerufen, nach dem Vorbild etwa Frankreichs und Belgiens eine nächtliche Ausgangssperre zu erlassen. 

In Madrid sind ab Samstag zwischen Mitternacht und 06.00 Uhr alle Zusammenkünfte verboten, Bars und Restaurants müssen dann schließen. Schon ab 23.00 Uhr dürfen sie keine Kunden mehr reinlassen. Ziel sei es, alle „sozialen Aktivitäten drastisch zu reduzieren“, erklärte die konservative Regionalregierung. 

Am Samstag läuft unterdessen ein zweiwöchiger Ausnahmezustand für die Hauptstadtregion wieder aus, mit dessen Hilfe die Zentralregierung einen Teil-Lockdown über Madrid und acht angrenzende Gemeinden durchgesetzt hatte. Die dafür eigentlich zuständige Regionalpräsidentin Isabel Díaz Ayuso hatte sich zuvor mit allen Mitteln gegen eine solche Maßnahme gewehrt, obwohl Madrid die höchste Ansteckungsrate in ganz Spanien aufwies.

Der Präsident der nordspanischen Region Kastilien und León preschte unterdessen bereits vor und kündigte eine nächtliche Ausgangssperre ab dem kommenden Wochenende an. Sein Kollege in Valencia will in den nächsten Tagen folgen.

Die Zentralregierung lehnt eine nächtliche Ausgangssperre nicht ab. Nach ihrer Auffassung muss für derartige Maßnahmen aber zuvor der Ausnahmezustand verhängt werden. Dafür fordert sie die Zustimmung aller Regionen. Diese Zustimmung fehlt ihr aber noch teilweise.

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