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Was Luftfilter gegen das Coronavirus ausrichten können

Was Luftfilter gegen das Coronavirus ausrichten können

Symbolbild: Luftfilter

Luftfilter gelten als mögliches Wundermittel im Kampf gegen Corona-Ansteckungen in geschlossenen Räumen. Laut Experten sind sie grundsätzlich wirksam, allerdings bedarf es eines genauen Blicks ins „Kleingedruckte“. Die Geräte haben ihre Grenzen. Und es gibt auch ein mögliches Missverständnis:

FILTER IST NICHT GLEICH FILTER

Im Zusammenhang mit der Senkung des Corona-Infektionsrisikos ist die Rede von professionellen mobilen Filtersystemen mit sogenannten Hepa-Spezialfiltern der Schutzklassen H13 oder H14. Es gibt daneben auch noch andere Luftfilter mit weniger leistungsfähigen Filtern und andere Konstruktionen, die mit Ozon oder UV-Licht arbeiten. Laut Verbraucherschützern und Behörden sind diese allerdings entweder ungeeignet oder sollten aus Gesundheitsgründen nicht eingesetzt werden, weil sie die Raumluft beim Betrieb mit Reizstoffen anreichern.

TEURE SYSTEME MIT SPEZIALAUSSTATTUNG

Bei Profifiltern handelt sich um mobile kastenförmige Geräte, die mit einem mehrstufigen Gebläse die Raumluft umwälzen und durch Filter pressen. In den speziellen und genormten Hepa-Virenfiltern bleiben selbst sehr kleine Viren sowie mit Viren versetzte feine Wassertröpfchen hängen, die sogenannten Aerosole. Diese könnten sonst lange in der Luft schweben und zu Infektionen führen. Durch die Luftbewegungen werden die Aerosolwolken zudem verdünnt und verteilt, was ebenfalls eine positive Wirkung hat. Profifilter mit ausreichend hoher Leistung können kühlschrankgroß sein und kosten einige tausend Euro.

WAS EXPERTEN SAGEN

Forscher verschiedener Universitäten und das Umweltbundesamt nahmen die Eignung mobiler Luftfilteranlagen bereits unter die Lupe. So fanden Experten der Universität Göttingen in einem Testlauf unter Praxisbedingungen jüngst heraus, dass ein geeignetes Luftfiltersystem die Aerosolkonzentration in einem Klassenraum nach einer halben Stunde um 90 Prozent senkt und dadurch das Risiko von Ansteckungen deutlich reduzieren kann.

Auch Fachleute der Münchner Bundeswehr-Universität kamen in eigenen systematischen Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass die Konzentration von Virentröpfchen durch den Einsatz eines professionellen Geräts in der Luft schon nach wenigen Minuten deutlich sinkt und sich keine Aerosole mehr anreichern können.

Alle Experten betonen dabei allerdings zugleich die Grenzen des Einsatzes solcher Geräte. Das Umweltbundesamt, das sich auch schon in einer eigenen Stellungnahme mit Luftfiltern zur Virenabwehr beschäftigte, empfiehlt deren Einsatz während des Schulunterrichts daher allenfalls „flankierend“ für Fälle, in denen relativ viele Schüler in einem Raum zusammenkommen. Nach Einschätzung der eigenen Fachleute reicht die Wirkung nicht aus, Viren über die gesamte Unterrichtsdauer wirkungsvoll aus der Luft zu filtern. Ausreichendes Lüften sei der beste Weg.

GRENZEN DES EINSATZES

Dreh- und Angelpunkt der zurückhaltenderen Einschätzungen ist das hohe Maß an exakter Planung, das der Einsatz der Geräte erfordert. Es reicht nicht, derartige Luftfilter einfach in einen Raum zu stellen. Der Luftdurchsatz, die Platzierung sowie die Richtung der ein- und ausströmenden Luft müssen  genau kalkuliert und auf die jeweilige Nutzungssituation abgestimmt sein. Ansonsten ist keine ausreichende Wirkung gewährleistet. Gegebenenfalls sind auch mehrere Filter nötig.

Zudem müssen die Spezialfilter regelmäßig gereinigt werden, um nicht zu Virenschleudern zu mutieren und die Schutzwirkung zunichte zu machen. Es gibt Geräte, die das automatisch durch Erhitzen der Filter erledigen. Sonst müssen diese regelmäßig getauscht werden. Bedacht werden muss auch, dass die Geräte für eine gewisse Geräuschkulisse sorgen und Strom verbrauchen.

EIN MÖGLICHES MISSVERSTÄNDNIS

Auch die Göttinger Forscher betonen, dass der Filtereinsatz das Lüften von Räumen nicht ersetzen kann – schon aus Gründen der Frischluftzufuhr zur Senkung der CO2-Konzentration. Und auch auf ein mögliches prinzipielles Missverständnis weisen sie ebenso wie andere Fachleute hin: Die Notwendigkeit zum Tragen von Atemmasken und zur Einhaltung von Abstandsgeboten besteht trotz Filtereinsatz unverändert weiter. Denn diese schützen nur vor indirekten Infektionen durch schwebende Aerosole. Gegen direkte Ansteckungen beim Sprechen oder Husten über kurze Distanzen sind sie wirkungslos.

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