Papst Franziskus hat sich als erstes Oberhaupt der katholischen Kirche für den Schutz gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ausgesprochen. Homosexuelle seien „Kinder Gottes, sie haben das Recht auf eine Familie“, sagte der Pontifex in einem am Mittwoch erstmals gezeigten Dokumentarfilm. Er forderte eine rechtliche Anerkennung homosexueller Paare. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und der Lesben- und Schwulenverband befürworteten die Äußerungen des Papstes, der sich damit deutlich von der Haltung seiner Vorgänger abgrenzt.
„Wir müssen ein Gesetz für zivile Partnerschaften schaffen. Sie haben das Recht, rechtlich abgesichert zu sein“, sagte der Papst in dem Film „Francesco“ des in Russland geborenen Regisseurs Jewgeni Afinejewski. Der Film feierte am Mittwoch beim Filmfestival in Rom seine Premiere.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken unterstütze die vom Papst geäußerte Haltung schon seit langem, sagte der Sprecher der Laienorganisation, Theodor Bolzenius. „Es geht um eine Anerkennung dieser Lebenssituation.“ Franziskus setze nun einen neuen Akzent in der Diskussion um den Umgang mit Homosexuellen in der katholischen Kirche. Seine Worte seien ein „deutlicher Fingerzeig“.
Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) wertete die Äußerungen des Papstes als „wichtiges Signal für die innerkirchliche Diskussion“. Die Haltung des Papstes zur Homosexualität sei aber „oft widersprüchlich“. Daher sei es wichtig, „dass die katholische Kirche auch in ihren offiziellen Erklärungen und Lehrmeinungen deutlich macht, dass sich Religion und die Akzeptanz von Lesben und Schwulen nicht ausschließen“.
Papst Franziskus habe sich seit Beginn seiner Amtszeit 2013 stets für Respekt gegenüber Homosexuellen und gegen deren Diskriminierung ausgesprochen, sagte die Vatikan-Expertin Vania de Luca dem Sender Rai News. Damals hatte Franziskus den Satz gesagt: „Wenn jemand homosexuell ist und guten Willens nach Gott sucht, wer bin ich, darüber zu urteilen?“
Die Äußerung war als Anzeichen dafür interpretiert worden, dass der Vatikan unter seiner Leitung eine tolerantere Haltung gegenüber Homosexuellen einnehmen könnte. Bemerkenswert an seiner jüngsten Wortmeldung sei nun, „dass er als Papst ein Recht auf zivile Partnerschaften verteidigt“, betonte de Luca.
Der Papst hatte sich nach Angaben seines Biografen Austen Ivereigh bereits zu seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires für eingetragene Partnerschaften eingesetzt. Die Homo-Ehe lehnte der Papst jedoch stets mit der Begründung ab, die Ehe sei Mann und Frau vorbehalten.
Mit seinem Plädoyer für die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Partnerschaften geht der Papst auf Distanz zur bisherigen Haltung der Kirche. Die Glaubenskongregation hatte sich in einem 2003 veröffentlichten Dokument gegen die rechtliche Anerkennung homosexueller Paare ausgesprochen. Ein solcher Schritt würde die „Institution der Ehe“ abwerten, befand das von Kardinal Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., geleitete Gremium damals.
Bei der Familien-Synode 2014 im Vatikan sprach sich der italienische Bischof Bruno Forte für eine Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften aus. Auch homosexuelle Paare hätten „ein Recht darauf, geschützt zu werden“, erklärte der Spezialsekretär der Synode. Seine Forderungen wurden in der Abschlusserklärung der Bischöfe aber nicht berücksichtigt.