AstraZeneca: Corona-Impfstoffkandidat nur zu 70 Prozent wirksam

Symbolbild: Impfung - Bild: TatianaMara via Twenty20
Symbolbild: Impfung - Bild: TatianaMara via Twenty20

Im Rennen um einen Corona-Impfstoff hat ein weiterer verheißungsvoller Kandidat einen Durchbruch erzielt: Der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca und die britische Universität Oxford erklärten am Montag, der von ihnen entwickelte Impfstoff sei im Durchschnitt zu 70 Prozent wirksam, in einigen Fällen gar zu 90 Prozent. Die USA hoffen ebenso wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf einen Impfbeginn noch in diesem Jahr.

Die Studien zur Wirksamkeit des Impfstoffes wurden in Großbritannien und Brasilien mit rund 23.000 Probanden geführt. „Die Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bestätigen, dass er hochwirksam gegen Covid-19 sein wird“, erklärte AstraZeneca-Chef Pascal Soriot. Sein Unternehmen wolle nun den Zulassungsprozess angehen und hoffe, im kommenden Jahr drei Millionen Dosen Impfstoff herstellen zu können. 

Mit 70 Prozent weist der Impfstoffkandidat eine geringere durchschnittliche Wirksamkeit auf als jener der Unternehmen Pfizer und Biontech sowie der von Moderna, die nach Angaben der Hersteller beide mehr als 90 Prozent wirksam sind. Allerdings sind auch 70 Prozent relativ hoch; der jährliche Grippe-Impfstoff beispielsweise lag zuletzt immer unter diesem Wert.

Außerdem hat der AstraZeneca-Impfstoff den Vorteil, dass er auf bereits erprobter Technologie aufbaut und deshalb kostengünstiger wäre. Zudem könnte er ohne großen Aufwand im Kühlschrank gelagert werden.

Das US-Unternehmen Pfizer und sein Mainzer Partner Biontech haben bereits bei der US-Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallzulassung ihres Impfstoffs beantragt. Dieser basiert auf einer völlig neuen Technologie und müsste bei sehr niedrigen Temperaturen von rund minus 70 Grad transportiert und gelagert werden. Es wäre die erste Zulassung eines Corona-Impfstoffs in den USA. Die dortigen Behörden rechnen bereits Mitte Dezember mit den ersten Corona-Impfungen.

„Unser Plan ist es, die Impfstoffe binnen 24 Stunden nach der Zulassung an die Impfzentren liefern zu können“, sagte der Leiter der Impfstoff-Arbeitsgruppe der US-Regierung, Moncef Slaoui, dem Sender CNN. Bis Jahresende könnten 20 Millionen Menschen in den USA geimpft werden.

Die US-Arzneimittelbehörde FDA teilte  mit, am 10. Dezember werde ihre Impfkommission in einer öffentlichen Sitzung über den Antrag von Pfizer und Biontech beraten. Die Kommission hat eine Beraterfunktion, die Entscheidung über eine Zulassung wird von den Wissenschaftlern der FDA getroffen. Die USA haben bereits hunderte Millionen Dosen des Pfizer-Biontech-Impfstoffs vorbestellt.

Er rechne „vielleicht am zweiten Tag nach der Zulassung, am 11. oder 12. Dezember“, mit den ersten Impfungen, sagte Slaoui. Pro Monat könnten ab Januar 30 Millionen Menschen geimpft werden, schätzte er. Er hoffe, dass die USA nach dem Start einer massiven Impfkampagne bereits im Mai eine „Herdenimmunität“ erreichen könnten und sich das Virus nicht mehr ungehemmt ausbreiten könne.

Auch der US-Virologe Anthony Fauci sagte, in der zweiten Dezember-Hälfte könnten „vielleicht 20 Millionen Menschen geimpft werden“. Bevor die Situation in den USA besser werde, könne sie jedoch erst einmal schlimmer werden, wenn die Bevölkerung sich an den bevorstehenden Feiertagen nicht vorsichtig verhalte.

In Europa entscheidet die EU-Arzneimittelbehörde EMA. Sie bestätigte am Montag, dass die Zulassung eines Impfstoffs noch in diesem Jahr oder zu Beginn des kommenden im Bereich des Möglichen liege. Ein konkreter Zeitplan bleibe zum jetzigen Zeitpunkt aber „schwer vorherzusehen“, schränkte sie ein. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuvor die Hoffnung geäußert, dass vielleicht schon Ende dieses Jahres mit dem Impfen begonnen werden könne.

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