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Erdogans Schwiegersohn tritt als Finanzminister der Türkei zurück

Erdogans Schwiegersohn tritt als Finanzminister der Türkei zurück

Berat Albayrak - Bild: President.az, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

Überraschend hat der Schwiegersohn des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Sonntag seinen Rücktritt als Finanzminister erklärt. Wegen gesundheitlicher Probleme und weil er mehr Zeit mit seiner „vernachlässigten“ Familie verbringen wolle, trete er von seinem Amt zurück, gab Berat Albayrak auf seinem Instagram-Account bekannt. Die Türkei befindet sich inmitten einer schweren Währungskrise.

„Nachdem ich fast fünf Jahre auf Ministerposten gedient habe, habe ich die Entscheidung getroffen, mein Amt (als Finanzminister) wegen gesundheitlicher Probleme nicht weiter auszuüben“, heißt es in Albayraks Posting. Der 42-Jährige hatte das Amt des Finanzministers 2018 übernommen, nachdem er zuvor drei Jahre Energieminister war. Albayrak ist mit Erdogans älterer Tochter Esra verheiratet.

Unklar ist noch, ob Erdogan den Rücktritt seines Schwiegersohnes annehmen wird. Als Anfang des Jahres Innenminister Süleyman Soylu seinen Rücktritt ankündigte, nahm Erdogan diesen nicht an. Daraufhin zog Soylu seinen Rücktritt zurück – er ist bis heute Innenminister der Türkei.

Albayraks Rückzug folgte nur einen Tag auf die Entlassung des Chefs der türkischen Zentralbank, Murat Uysal. Laut einem am Samstag veröffentlichten Präsidialdekret wurde Uysal durch den ehemaligen Finanzminister Naci Agbal ersetzt. Uysal hatte das Amt erst im Juli 2019 angetreten.

Uysals Entlassung und Albayraks Rücktritt fallen in eine Zeit, in der sich die türkische Lira inmitten einer Talfahrt befindet. Die Lira verlor in den vergangenen Monaten dramatisch an Wert. Am Freitagabend wurden 8,52 türkische Lira für einen Dollar gehandelt. Seit Beginn des Jahres hat die türkische Währung damit fast 30 Prozent gegenüber dem US-Dollar verloren. 

Die Märkte zeigten sich besorgt über die anhaltend hohe Inflation und den starken Rückgang der Devisenreserven in der Türkei. Zudem steckt das Land in einer Wirtschaftskrise.

Trotz der wirtschaftlichen Lage ist der türkische Präsident jedoch gegen eine Zinserhöhung. Erst vergangenes Wochenende erklärte Erdogan, die Türkei kämpfe gegen ein „Teufelsdreieck von Zinsen, Wechselkursen und Inflation“. Erdogan glaubt, dass Zinserhöhungen die Inflation verstärken – statt sie zu verlangsamen, wie die herrschende Ökonomenansicht ist. 

Im September 2018 hatte der türkische Leitzins auf einem Rekordhoch von 24 Prozent gelegen; die Zentralbank wollte damit die Rekordinflation und den sinkenden Kurs der Lira dämpfen. Seitdem senkte die Bank den Zins schrittweise. Im Oktober jedoch war gehofft worden, dass die Zentralbank den Hauptzinssatz anheben würde, doch die Entscheidung blieb aus.

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