Website-Icon Nürnberger Blatt

Mitfiebern in der US-Wahlnacht

Mitfiebern in der US-Wahlnacht

Symbolbild: Wahlen in den USA

Wer in Deutschland bei der US-Präsidentschaftswahl mitfiebern will, muss sich auf eine lange Nacht einstellen – und darauf vorbereitet sein, vielleicht keinen Sieger präsentiert zu bekommen. Die ersten Wahllokale schließen nach Mitteleuropäischer Zeit erst in der Nacht zum Mittwoch um 24.00 Uhr. Und während aus den ersten Bundesstaaten rasch Ergebnisse kommen werden, dürften sich die Auszählungen in anderen Staaten wegen der massiven Zunahme der Briefwahlen hinziehen. Tatsächlich könnte es Tage oder sogar Wochen dauern, bis der Sieger feststeht.

Wie läuft die Wahl ab?

Die Wähler geben in den 50 Bundesstaaten und im Hauptstadtbezirk Washington DC ihre Stimmen für die Kandidaten Donald Trump oder Joe Biden ab. Sie wählen damit aber zunächst Wahlleute, die dann im Dezember den Präsidenten wählen. Insgesamt gibt es im sogenannten Electoral College 538 Wahlleute, für einen Sieg braucht ein Kandidat mindestens 270.

Wieviele Wahlleute ein Staat hat, hängt von seiner Bevölkerungsgröße ab. In fast allen Staaten gilt die Regel, dass der dortige Sieger alle Wahlleute zugeteilt bekommt.

Auf welche Bundesstaaten ist besonders zu achten?

In rund zwei Drittel aller Bundesstaaten haben Trump oder Biden einen so großen Umfragevorsprung, dass der Gewinner dort schon so gut wie feststeht. So wird Biden zweifellos die Demokraten-Hochburgen Kalifornien, New York und Massachusetts gewinnen, Trump dagegen Republikaner-Bastionen wie Wyoming, Oklahoma und Arkansas.

Die Aufmerksamkeit konzentriert sich deswegen auf jene Staaten, in denen beide Kandidaten eine realistische Siegeschance sehen. Und innerhalb dieser Gruppe sogenannter Swing States stehen jene mit vielen Wahlleuten besonders im Fokus.

Bei einem engen Rennen sind vermutlich Pennsylvania (20 Wahlleute) und Florida (29 Wahlleute) die beiden wichtigsten Bundesstaaten. Sie standen in den vergangenen Wahlkampfwochen im Zentrum der Bemühungen der beiden Kandidaten. 

Biden will zudem die Bundesstaaten Michigan (16) und Wisconsin (10), die Trump den Demokraten 2016 entrissen hatte, zurückerobern, und macht den Republikanern Georgia (16 ) und Arizona (11) streitig. Sogar das konservative Texas (38) könnte der Demokrat gewinnen – das wäre eine Sensation und wohl ein politischer Todesstoß für Trump. Enge Rennen könnte es auch in Ohio (18), North Carolina (15), Minnesota (10) und Iowa (6) geben.

Wann kommen die Ergebnisse?

Ab Schließung aller Wahllokale im jeweiligen Bundesstaat veröffentlichen die großen US-Fernsehsender ihre Prognosen. Sie stützen sich dabei auf Wählerbefragungen nach der Stimmabgabe, erste Stimmauszählungen in den Wahllokalen und telefonische Umfragen.

In diesem Jahr wird die Aufgabe jedoch dadurch erschwert, dass die Wähler wegen der Corona-Pandemie in Rekordzahl per Post abstimmen. Das macht nicht nur Wählerbefragungen vor dem Wahllokal deutlich weniger aussagekräftig. Die Auszählung von Briefwahlbögen dauert auch länger als die Auszählung von im Wahllokal abgegebenen Stimmen.

In einigen Bundesstaaten werden Briefwahlstimmen zudem noch Tage nach dem Wahltag angenommen, wenn sie einen Poststempel vom 3. November haben. Das ist unter anderem im hart umkämpften Pennsylvania der Fall.

Die Fernsehsender müssen also extrem vorsichtig sein, wann sie in einem Schlüsselstaat mit engem Rennen einen Sieger ausrufen – und wann den Gesamtsieger der Präsidentschaftswahl. Bei einem sehr klaren Wahlausgang könnte das noch in der Wahlnacht passieren. Es könnte aber auch mehrere Tage dauern.

Wie geht es nach der Wahl weiter?

Zur Unsicherheit trägt die Aussicht auf juristische Auseinandersetzungen bei. Beide Kandidaten könnten den Wahlausgang anfechten, es droht eine wahre Klagewelle, die – wie bei der Wahl im Jahr 2000 – bis vor den Obersten Gerichtshof gehen könnte.

Ansonsten steht der Fahrplan fest: Am 14. Dezember sollen die Wahlleute ihre Stimme abgeben. Am 6. Januar soll der US-Kongress diese Stimmen auszählen und bestätigen. Am 20. Januar soll der Wahlsieger als Präsident vereidigt werden.

Die mobile Version verlassen