Website-Icon Nürnberger Blatt

Offene Fragen bei Wirksamkeit von Corona-Impfstoffen

Offene Fragen bei Wirksamkeit von Corona-Impfstoffen

Symbolbild: Spritze mit medizinischem Stoff/Impfung

Die Nachricht sorgte für positive Stimmung: Die Pharmafirmen Biontech und Pfizer haben einen Corona-Impfstoff entwickelt, der ihren Angaben zufolge zu mehr als 90 Prozent wirksam ist. Das wäre für eine Schutzimpfung enorm. Es gibt aber noch zahlreiche offene Fragen. Ein Überblick:

WIRKSAMKEIT VON SCHUTZIMPFUNGEN

Manche Impfstoffe schützen mehr als 98 Prozent der Geimpften vor einer Erkrankung. Bei anderen ist der Anteil geringer, aber der Impfstoff erzielt bei einem Teil der Menschen zumindest einen solchen Immunschutz, dass die Krankheit weniger schwer verläuft. Die Schutzwirkung hängt auch von individuellen Faktoren ab, wie Alter, Geschlecht oder Vorerkrankungen.

Generell wird ein neuer Impfstoff auch nach der Zulassung beobachtet, um die Wirksamkeit oder mögliche Nebenwirkungen zu erfassen, die sich erst später zeigen. In Deutschland ist für Nebenwirkungen und Impfreaktionen zentral das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) verantwortlich.

IMPFSTOFF GEGEN CORONA

Weltweit wird derzeit an Impfstoffen gegen Sars-CoV-2 geforscht. Zum Zeitpunkt der Zulassung erster Impfstoffe wird es nur begrenzte Daten geben, nicht nur in Bezug auf die Wirksamkeit etwa bei alten Menschen, wie der Deutsche Ethikrat, die Ständige Impfkommission und die Wissenschaftsakademie Leopoldina jüngst betonten. Auch die Frage, ob der Impfstoff neben der Erkrankung bei infizierten Menschen auch eine Virusweitergabe verhindert, ist nicht geklärt.

Bei Impfstoffen der ersten Generation besteht nach Einschätzung des Virologen Christian Drosten die Wahrscheinlichkeit, „dass sie eher vor einem schweren Verlauf schützen als vor der Infektion an sich“. Nächstes Jahr könnte es verschiedene Impfstoffe geben, „die vielleicht sogar unterschiedlich wirksam“ und „möglicherweise nicht perfekt“ seien, sagte Drosten „Zeit Online“.

VORGABEN BEI DER SCHUTZWIRKUNG

Die US-Arzneimittelbehörde FDA verlangt für die Zulassung eines Corona-Impfstoffs eine Wirksamkeit von mindestens 50 Prozent. Das heißt, dass sich in einer größeren Gruppe von Geimpften höchstens halb so viele mit der Krankheit anstecken wie in einer vergleichbaren Gruppe von Ungeimpften. Die Europäische Arzneimittelagenur EMA legte sich dem Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa) zufolge noch nicht fest.

Im Fall Biontech und Pfizer steht die tatsächliche Schutzwirkung noch nicht abschließend fest, zumal es sich um Zwischenergebnisse handelt. Demnach wurde 28 Tage nach Beginn der Impfung, die in zwei Dosen verabreicht wird, ein Schutz erreicht – zu über 90 Prozent.

FRAGE VON MEHRFACHIMPFUNGEN

Auch Ethikrat, Impfkommission und Leopoldina verweisen darauf, dass nach bisherigem Kenntnisstand für eine wirksame Impfung zwei Dosen mit einem Mindestabstand von drei bis vier Wochen erforderlich sein werden, was eine etwaige Impfstoffknappheit verschärfen könnte. Nicht abschließend erforscht sind auch die Immunantwort im Körper von Infizierten und die Rolle von sogenannten T-Zellen. Dies ist ebenfalls wichtig für eine optimale Impfstoffentwicklung.

WIRKUNG BEI ÄLTEREN  

Bei älteren Menschen arbeitet das Immunsystem nicht mehr so gut. Möglicherweise könnten die Corona-Impfstoffe bei ihnen deshalb schlechter wirken. Dieses Problem zeigt sich auch bei der alljährlichen Grippeschutzimpfung. Während diese bei Kindern und Jugendlichen bis zu 75 Prozent wirkt, liegt die Schutzwirkung bei gesunden Erwachsenen noch bei bis zu 67 Prozent.

Bei Älteren fällt die Wirksamkeit mit 41 bis 63 Prozent noch geringer aus, auch weil die kursierenden Influenzaviren manchmal nicht gut mit den Impfstoffen übereinstimmen. Deshalb gibt es Impfstoffe mit sogenannten Adjuvantien. Das sind Wirkverstärker, welche die Immunisierung erheblich steigern können.

STABILITÄT DES CORONAVIRUS

Während jedes Jahr ein neuer Grippeimpfstoff hergestellt werden muss, weil das Influenzavirus sehr wandlungsfähig ist, scheint Sars-CoV-2 relativ stabil zu sein. Das hat Drosten zufolge immerhin eine gute Seite. „Wir müssen nicht befürchten, dass sich das Virus demnächst so stark verändert, dass ein Impfstoff seine Wirkung verliert.“

Die mobile Version verlassen