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Ranghoher iranischer Kernphysiker soll mit ferngesteuerter Waffe getötet worden sein

Ranghoher iranischer Kernphysiker soll mit ferngesteuerter Waffe getötet worden sein

Tatort der Ermordung von Mohsen Fachrisadeh - Bild: Fars News Agency, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

Der inzwischen beigesetzte iranische Kernphysiker Mohsen Fachrisadeh ist laut iranischen Medien mit einer ferngesteuerten Waffe getötet worden. Neben Israel sei „mit Sicherheit“ auch die Exil-Oppositionsbewegung der Volksmudschaheddin an dem Mordanschlag beteiligt gewesen, sagte der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates, Ali Schamchani, am Montag. Die Bundesregierung zeigte sich „sehr beunruhigt“ über den Anschlag.

Schamchani sprach in einem von der Nachrichtenagentur Fars und dem Staatsfernsehen verbreiteten Interview von einer „völlig neuen, professionellen und spezialisierten“ Aktion zur Tötung des Forschers. Es sei „elektronische Ausrüstung“ eingesetzt worden und es sei „niemand am Tatort anwesend“ gewesen. Laut Fars handelte es sich bei der Tatwaffe um ein auf einem Pick-up installiertes, ferngesteuertes Maschinengewehr. 

Schamchani warf den oppositionellen Volksmudschaheddin vor, gemeinsam mit dem israelischen Geheimdienst Mossad verantwortlich für den Anschlag zu sein. Die Volksmudschaheddin wiesen dies in einer Erklärung als „Lüge“ zurück. Zugleich nahm die Oppositionsgruppe für sich in Anspruch, die Welt über das iranische Nuklearprogramm aufgeklärt und Fachrisadeh bereits im Jahr 2004 als „Verantwortlichen für den (Atom-)Bombenhersteller-Apparat des Regimes“ in Teheran identifiziert zu haben. 

Fachrisadeh war am Freitag bei einem gezielten Anschlag in der Nähe von Teheran getötet worden. Der iranische Präsident Hassan Ruhani beschuldigte Israel und die USA, hinter der Tat zu stecken. Der Vorfall löste international Angst vor einer Gewalt-Eskalation im Nahen Osten aus.

Der Anschlag habe das „Potenzial, die Lage gefährlich zuzuspitzen“, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin am Montag. Insbesondere vor dem Amtsantritt der neuen US-Regierung unter dem Demokraten Joe Biden müsse es nun darum gehen, „Ruhe zu bewahren“. Es bleibe das Ziel der Bundesregierung, „den Streit über das iranische Atomprogramm auf dem Verhandlungsweg zu lösen.“ Auch das französische Außenministerium mahnte „Zurückhaltung“ an, um eine „Eskalation der Spannungen“ im Nahen Osten zu verhindern. 

Fachrisadeh wurde am Montag mit einer live im Staatsfernsehen übertragenen Trauerfeier im Verteidigungsministerium die letzte Ehre erwiesen. Mehrere hochrangige iranische Generäle und Regierungsvertreter, darunter Verteidigungsminister Amir Hatami und der Chef der Revolutionsgarden, Hossein Salami, nahmen an der Zeremonie teil. 

„Wenn unsere Feinde nicht dieses abscheuliche Verbrechen begangen und das Blut unseres lieben Märtyrers vergossen hätten, wäre er vielleicht unbekannt geblieben“, sagte Hatami in seiner Trauerrede über den getöteten Wissenschaftler. Nun werde er eine Inspiration sein für „alle, die sich auf den Weg des Kampfes machen“. 

Der 59-jährige Fachrisadeh war ein Stellvertreter Hatamis und Leiter der Forschungs- und Innovationsabteilung des iranischen Verteidigungsministeriums. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte den Wissenschaftler einst als „Vater des iranischen Atomprogramms“ bezeichnet. Hatami kündigte an, die Regierung werde das Budget der Forschungs- und Innovationsabteilung verdoppeln, um Fachrisadehs Weg „energisch“ fortzusetzen.

Iranische Ultrakonservative fordern nach dem Attentat eine harte Reaktion Teherans. Das iranische Parlament verlangte am Sonntag einen Stopp der internationalen Inspektionen iranischer Atomanlagen. Dies könnte fatale Auswirkungen auf das 2015 vereinbarte internationale Atomabkommen haben. 

Mit dem Abkommen über das iranische Atomprogramm sollte sichergestellt werden, dass der Iran nicht die Fähigkeiten zum Bau einer Atombombe erlangt. Unter US-Präsident Donald Trump traten die USA jedoch 2018 einseitig aus dem Abkommen aus und verfolgten seither eine Politik des „maximalen Drucks“ gegenüber Teheran. Unter dem neugewählten Präsidenten Biden hofft der Iran wieder auf Annäherung. Allerdings wurden nach dem Anschlag Forderungen laut, möglichen Gesprächen mit den USA eine Absage zu erteilen.

In den vergangenen Jahren waren bereits mehrere Atomwissenschaftler im Iran getötet worden. Die Islamische Republik machte Israel für diese Tötungen verantwortlich. Israel vermutet hinter Irans Nuklearprogramm seit jeher den Versuch der militärischen Aufrüstung. Teheran beharrt darauf, dass sein Programm allein friedlichen Zwecken diene. 

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