Der Absatz von Elektroautos boomt in der Corona-Krise ungetrübt weiter – auch dank der hohen Förderung durch den Bund. Für Autoexperte Stefan Bratzel markiert das Jahr 2020 die „Zeitenwende hin zur Elektromobilität“. Für Verbraucher ist neben dem Automarkt aber auch das Ladenetz entscheidend. Ein Überblick über den Stand der Elektromobilität in Deutschland und die Pläne der Bundesregierung.
ELEKTROAUTOS
Der Zuwachs spricht für sich: Zum Jahresbeginn hatte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) noch insgesamt knapp 240.000 rein elektrisch angetriebene Pkw und Plug-in-Hybride gezählt – Anfang Mai waren laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) schon 280.000 Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sprach vor einigen Wochen dann von etwa 400.000 Fahrzeugen.
Von Januar bis Oktober wurden hierzulande insgesamt knapp 122.000 Elektro-Pkw und knapp 131.000 Plug-in-Hybride neu zugelassen. Die Absatzzahlen waren damit bei den Vollstromern mehr als doppelt und bei den Plug-in-Modellen sogar fast viermal so hoch wie im Vorjahreszeitraum. Im Oktober kletterte der gemeinsame Marktanteil am insgesamt wieder leicht schrumpfenden Neuwagenmarkt auf 17,5 Prozent. Die Tendenz: weiter steigend.
Trotz der Rekordzahlen bleibt das Ziel der Bundesregierung aber ambitioniert: Mindestens sieben Millionen Elektroautos sollen bis 2030 in Deutschland fahren.
PREISE UND PRÄMIE
Die Preisspanne auf dem Markt ist gewaltig: Elektroautos werden in der Breite ab etwa 20.000 Euro bis an die 100.000 Euro angeboten. Dank des erhöhten staatlichen Umweltbonus sind sie für Verbraucher preislich insgesamt so attraktiv wie nie. Die sogenannte Innovationsprämie wurde seit ihrer Einführung im Juli über 100.000 Mal beantragt – das waren deutlich mehr Anträge auf Bundesförderung als im gesamten Vorjahr.
Der Kauf eines Plug-in-Hybridautos wird von der Regierung und den Fahrzeugherstellern mit insgesamt bis zu 6750 Euro gefördert, für reine E-Autos erhalten Käufer bis zu 9000 Euro Zuschuss. Der staatliche Anteil an der Förderung war im Juli als Teil des Corona-Konjunkturpakets verdoppelt worden; bislang gilt dies bis Ende 2021. Ab dem 16. November ist laut Bundeswirtschaftsministerium wieder eine sogenannte Doppelförderung möglich, also die Kombination der staatlichen Umweltprämie mit anderen öffentlichen Förderprogrammen.
LADEINFRASTRUKTUR
Als Knackpunkt der Mobilitätswende gilt seit langem die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Laut Bundesverkehrsministerium fanden Autofahrer Ende September deutschlandweit gut 30.000 einzelne E-Ladepunkte an öffentlichen Ladestationen. Das reichte – statistisch betrachtet – bislang aus. Doch für mehr Autos braucht es nun dringend auch mehr Ladestationen, um das „Henne-Ei-Problem“ zu lösen, wie Scheuer selbst fordert. Insgesamt 50.000 Ladepunkte bis Ende 2021 sind sein Ziel.
Doch Ladesäulen werden nicht nur im öffentlichen Raum, sondern vornehmlich an den eigenen vier Wänden gebraucht. Gut die Hälfte aller Ladevorgänge findet laut aktueller KfW-Umfrage unter Privathaushalten zu Hause statt. Nach Scheuers Aussage sind es sogar rund 80 Prozent – umso wichtiger, dass seine Anfang Oktober vorgestellte Förderung für Wohnungseigentümer und Mieter nun kommt.
Ab dem 24. November können Verbraucher bei der staatlichen Förderbank KfW einen Zuschuss in Höhe von 900 Euro pro Ladepunkt für die Beschaffung und Installation von intelligenten Ladestationen in der Tiefgarage oder am Privatparkplatz vor der Haustür beantragen. Bedingung ist laut Verkehrsministerium allerdings, dass der benötigte Strom „zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien kommt“.