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Wadenbeißer, Scharfmacher und der Darth Vader des US-Senats

Wadenbeißer, Scharfmacher und der Darth Vader des US-Senats

US-Capitol/Kongress, USA

Ein Anwalt, ein Sohn, ein mächtiger Strippenzieher: Im erbitterten Kampf von US-Präsident Donald Trump um den Machterhalt spielen sein Vertrauter Rudy Giuliani, sein Sohn Donald Junior und Senats-Mehrheitsführer Mitch McConnell wichtige Rollen.

Rudy Giuliani: Der Wadenbeißer des Präsidenten

Trumps Privatanwalt führt die Justizoffensive des Präsidenten gegen seine Wahlniederlage an. Als Bürgermeister von New York war der 76-Jährige einst hoch angesehen, während der Terroranschläge vom 11. September 2001 wurde er gar als „Amerikas Bürgermeister“ bezeichnet. Später wurde er zum loyalen Wadenbeißer Trumps. Giuliani war es unter anderem, der im Zuge einer Schmutzkampagne in der Ukraine nach belastendem Material gegen Biden und dessen Sohn Hunter suchte.

Mit wutschnaubenden Auftritten in Fernsehinterviews und expressiver Mimik zieht Giuliani immer wieder viel Spott auf sich. Zuletzt brachte er sich in eine missliche Lage, als er dem Fernsehkomiker Sacha Baron Cohen auf den Leim ging: Im neuen „Borat“-Film ist der 76-Jährige mit einer jungen Frau in einem Hotelzimmer dabei zu sehen, wie er sich auf dem Bett liegend mit der Hand in die Hose greift. Nach eigenen Angaben steckte er nur sein Hemd in die Hose.

Für neuen Spott sorgte Giuliani dann am Wochenende mit einer skurrilen Pressekonferenz vor einer Gärtnerei in Philadelphia, die den gleichen Namen trägt wie ein Luxushotel in der Millionenstadt. Der Trump-Anwalt prangerte dabei erneut angeblichen Wahlbetrug an.

Donald Trump Jr.: Der Scharfmacher

Trumps ältester Sohn Donald Junior setzt auf rabiate Rhetorik: Sein Vater solle im Kampf gegen angeblichen Wahlbetrug in den „totalen Krieg“ ziehen, twitterte der 42-Jährige kürzlich. Auch in E-Mails an Trump-Anhänger heizt der Präsidentensohn mit dem Dreitagebart die Stimmung an und ruft zum Kampf für seinen Vater auf.

„Don“ war schon im Wahlkampf zu einem Star in rechtspopulistischen Kreisen aufgestiegen, als regelmäßiger Gast des konservativen Nachrichtensenders Fox News und mit scharf rechten, höchst provokanten Botschaften in den Onlinenetzwerken. Inzwischen werden dem begeisterten Jäger eigene politische Ambitionen nachgesagt.

Eigentlich hatte Donald Junior nach dem Wahlsieg seines Vaters 2016 offiziell die Leitung von dessen Geschäftsimperium übernommen, gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Eric. Auch der hat sich inzwischen mit aufrührerischer Rhetorik in die Schlacht ums Weiße Haus eingemischt. Vergangene Woche rief der 36-Jährige die Republikaner auf, für seinen Vater einzustehen: „Unsere Wähler werden es nie vergessen, wenn ihr Schafe seid!“ 

Mitch McConnell: Darth Vader im Senat

Der republikanische Senats-Mehrheitsführer ist einer der einflussreichsten Politiker der Trump-Partei und ein mächtiger Strippenzieher. Der 78-Jährige hat sich bislang äußerst bedeckt gehalten: Der gewiefte Taktiker hat Biden noch nicht zum Wahlsieg gratuliert, sich aber auch nicht Trumps lauten Wahlbetrugs-Vorwürfen angeschlossen. Der langjährige Senator aus dem Bundesstaat Kentucky erklärte aber, der Präsident habe „zu 100 Prozent“ das Recht auf juristische Schritte. 

Der Mehrheitsführer hat dem Präsidenten vier Jahre lang im Senat den Rücken freigehalten. Der als zynischer Machtpolitiker verschriene McConnell, der sich gerne selbst scherzhaft mit Star-Wars-Bösewicht Darth Vader vergleicht, blockierte zahlreiche Gesetzesinitiativen der oppositionellen Demokraten. Er sorgte zu Jahresbeginn dafür, dass Trump in einem kurzen Impeachment-Prozess im Senat vom Vorwurf des Machtmissbrauchs in der Ukraine-Affäre freigesprochen wurde. 

Sollten die Konservativen ihre Senatsmehrheit verteidigen – das Rennen ist noch nicht entschieden – wird McConnell in den kommenden Jahren der Biden-Regierung eine zentrale Rolle spielen: Er könnte zahlreiche Initiativen des künftigen Präsidenten zum Scheitern bringen oder zumindest erschweren.

Biden, der selbst mehr als 35 Jahre lang im Senat saß, hofft auf eine Chance zur parteiübergreifenden Zusammenarbeit. Allzu optimistisch sollte der künftige Präsident aber nicht sein: Für große Gewissensbisse ist McConnell nicht bekannt.

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