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Corona-Mutation in England als Hiobsbotschaft vor Weihnachten

Corona-Mutation in England als Hiobsbotschaft vor Weihnachten

Corona - Bild: 9_fingers_ via Twenty20

Kaum hat die Zulassung von Impfstoffen gegen das neuartige Coronavirus Hoffnungen auf eine baldige Eindämmung der Pandemie geweckt, sorgt kurz vor Weihnachten eine Hiobsbotschaft aus Großbritannien europaweit für große Beunruhigung: In Teilen Englands hat sich eine Variante von Sars-CoV-2 ausgebreitet, die nach Angaben der britischen Regierung bis zu 70 Prozent ansteckender sein könnte als die bisher verbreitete Form.

Nach den Worten des britischen Gesundheitsministers Matt Hancock ist die neue Virus-Variante bereits „außer Kontrolle“. Sie bedroht somit auch Deutschland und andere Teile Europas. Bisher wirft die neue Sars-Cov-2-Variante aber noch viele Fragen auf.

Wie ist die neue Virus-Variante entstanden?

Die neue Virus-Variante geht auf eine Mutation zurück. Solche Veränderungen im Erbgut von Viren sind ganz normal und vollziehen sich sehr häufig. So hat die Wissenschaft bei Sars-CoV-2 bislang bereits rund 300.000 Mutationen nachgewiesen, wie der französische Gen-Forscher Axel Kahn hervorhebt. Mit dem Anstieg der Zahl der Infizierten wachse auch die Wahrscheinlichkeit und die Häufigkeit von zufälligen Mutationen des neuartigen Coronavirus.

Die nun im Fokus stehende Virus-Variante unterscheidet sich insbesondere durch eine Mutation mit dem Namen N501Y am sogenannten Spike-Protein von Sars-CoV-2. Mit dieser stachelartigen Struktur an seiner Oberfläche heftet sich das Virus an menschliche Zellen, um dann in sie einzudringen.

„Coronaviren mutieren die ganze Zeit und es ist daher nicht überraschend, dass neue Varianten von Sars-CoV-2 auftreten“, fasst der Genetik- und Virus-Experte Julian Hiscox von der Universität Liverpool zusammen. Nun müsse geklärt werden, ob die Virus-Variante „Eigenschaften besitzt, die Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen, die Diagnostik und die Impfstoffe haben“.

Wo grassiert die neue Virus-Variante?

Nach Angaben des Virologen Julian Tang von der britischen Universität Leicester trat die Virus-Variante mit der N501Y-Mutation sporadisch schon vor einigen Monaten auf, nämlich im April in Brasilien, im Juni und Juli in Australien und im Juli in den USA.

Nach Einschätzung britischer Wissenschaftler verursacht die Virus-Variante in Südengland und in der britischen Hauptstadt London derzeit einen massiven Anstieg der Corona-Infektionen. Seit ihrem ersten Auftreten Mitte September in London oder der südöstlichen Grafschaft Kent habe sich diese Variante mittlerweile zur „dominanten“ Form von Sars-Cov-2 entwickelt, erläuterte der oberste wissenschaftliche Berater der britischen Regierung, Patrick Vallance. Er führte den „sehr hohen Anstieg“ der Krankenhaus-Einlieferungen von Covid-19-Patienten im Dezember auf diese Entwicklung zurück.

In Deutschland ist die neue Virus-Variante nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) bislang nicht nachgewiesen worden. Ein Vorkommen sei aber auch nicht auszuschließen, erklärte das RKI am Montag.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Sonntag ist die neue Virus-Variante abgesehen von den Fällen in England bisher neun Mal in Dänemark sowie jeweils ein Mal in den Niederlanden und Australien festgestellt worden. Am Sonntagabend meldete Italien ein weiteren Fall in Rom.

Wie wirkt die neue Virus-Variante?

Nach Angaben von Englands oberstem Amtsarzt Chris Whitty breitet sich die neue Virus-Variante deutlich schneller aus als frühere Formen des Covid-19-Erregers. Indiz dafür sind ein sehr starker Anstieg der Infektionen und Krankenhausaufenthalte in London und Südostengland im Vergleich zu anderen Landesteilen, wie der Mediziner Paul Hunter von der Universität East-Anglia auf der Wissenschaftswebsite „Science Media Centre“ erläuterte. Der Immunologe Peter Openshaw vom Londoner Imperial College sagte, die neue Variante scheine eine 40 bis 70 Prozent höhere Übertragbarkeit zu haben.

Das RKI weist allerdings darauf hin, dass es auch andere mögliche Erklärungen für den Anstieg der Infektionszahlen in Südostengland geben könnte.

Die gute Nachricht ist laut Whitty, dass es bislang keinen Hinweis gibt, dass die neue Virus-Variante ein höheres Sterberisiko für die Infizierten bedeute. Auch weise derzeit nichts darauf hin, dass die neue Variante die Wirksamkeit von Corona-Impfstoffen oder -Therapien beeinträchtige. Die Untersuchungen zur Bestätigung dieser Einschätzung liefen allerdings noch. 

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