Der angeschlagene Industriekonzern Thyssenkrupp hat einen Einstieg des Staats nach Prüfung abgelehnt. „Das Thema staatliche Beteiligung ist vom Tisch“, sagte Klaus Keysberg, Finanzvorstand von Thyssenkrupp, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Samstagsausgabe). „Wir sind nach intensiver Prüfung und guten Gesprächen mit der Bundesregierung und der Landesregierung NRW übereingekommen, dass der Wirtschaftsstabilisierungsfonds nicht das geeignete Mittel ist, um den Stahlbereich des Unternehmens in der aktuellen Situation mit Eigenkapital zu unterstützen.“
Zur Begründung verwies Keysberg auf die scharfen Auflagen und hohen Kosten einer solchen Staatsbeteiligung. „In unserem Fall wäre eine solche Beteiligung aufgrund der Zinszahlungen und der Rückzahlungsmodalitäten mit so hohen Kosten für das Unternehmen verbunden, dass durch die zusätzliche Belastung die Zukunftsfähigkeit des Stahls ernsthaft gefährdet würde“, sagte er. „Da wären erhebliche und über die Zeit ansteigende jährliche Zinskosten fällig geworden, die durchaus neun Prozent der zur Verfügung gestellten Mittel betragen können. Das ist aus dem Cashflow des Stahlgeschäfts nicht zu bestreiten.“
Thyssenkrupp will nun versuchen, den kriselnden Stahlbereich aus eigener Kraft zu sanieren. „Wir sehen in unserem Stahlgeschäft auch im Stand-alone-Szenario erhebliches Wertsteigerungspotential“, sagte Keysberg.
Dann aber müssten Kosten gesenkt und Jobs gestrichen werden. „Aus heutiger Sicht werden weitergehende Kostenreduzierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen erforderlich werden, um den Stahlbereich sehr zeitnah wieder in die Spur zu bringen. Darüber wird natürlich mit den Arbeitnehmervertretern zu sprechen sein“, sagte Keysberg. „Erste konzeptionelle Überlegungen dafür gibt es.“
Thyssenkrupp machte im zurückliegenden Jahr einen Nettoverlust von 5,5 Milliarden Euro. Der Auftragseingang ging um 17 Prozent im Vorjahresvergleich zurück, der Umsatz um 15 Prozent auf 28,9 Milliarden Euro, wie der Konzern mitteilte. Im vierten Quartal von Juli bis Ende September hätten sich die Geschäfte aber „stabilisiert“.