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Auch in Deutschland könnten Impfungen zeitlich gestreckt werden

Auch in Deutschland könnten Impfungen zeitlich gestreckt werden

Symbolbild: Impfung

Ebenso wie in Großbritannien könnte die zweite Corona-Impfung auch in Deutschland zeitlich gestreckt werden, um das Präparat mehr Menschen zu verabreichen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) lässt diese Möglichkeit prüfen, wie aus einem Schreiben seines Hauses hervorgeht, das der Nachrichtenagentur AFP am Montag vorlag. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach befürwortete dieses Vorhaben. Die SPD forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, zur Produktionsbeschleunigung die Pharma-Unternehmen an einen Tisch zu holen.

Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Institut solle nach Sichtung entsprechender Daten eine Empfehlung zur möglichen zeitlichen Streckung der zweiten Impfung abgeben, heißt es in dem Schreiben des Gesundheitsministeriums. Darin wird auf die in Großbritannien geübte Praxis verwiesen, den zeitlichen Abstand zwischen der ersten und der zweiten Impfung weit über die in der Zulassung maximal vorgesehenen 42 Tage hinaus zu verlängern.

Durch die kürzlich bekannt gewordene Möglichkeit, aus den Fläschchen mit dem Biontech-Serum jeweils sechs statt der eigentlich fünf Impfungen zu gewinnen, könnten aus den 1,34 Millionen ausgelieferten Fläschchen 1,6 Millionen Impfungen gewonnen werden, heißt es in dem Schreiben weiter. Zudem strebe Biontech eine Verdoppelung der Produktionskapazität an. Dazu diene insbesondere das Impfstoff-Werk in Marburg, wo im Februar mit der Produktion begonnen werden solle.

Lauterbach befürwortete in der „Passauer Neuen Presse“ vom Montag die Prüfung einer gestreckten Impfung. Er selbst halte das für richtig. Darüber hinaus forderte Lauterbach, eine schnelle Notfallzulassung des Impfstoffs AstraZeneca zu prüfen, „zur Not auch in Deutschland im Alleingang“.

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil beklagte im ARD-„Morgenmagazin“, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Spahn keine bilateralen Verträge mit Biontech abgeschlossen hätten, obwohl bereits im November klar gewesen sei, „dass das ein guter Impfstoff ist“. Er erwarte, dass die Bundesregierung „jetzt alle Pharmaunternehmen an einen Tisch“ hole und prüfe, wie Kooperationsverträge aussehen und weitere Impfstoffdosen produziert werden könnten. 

SPD-Vize Kevin Kühnert forderte Aufklärung über die Einkaufspolitik der EU. „Es steht die Frage im Raum, sowohl an die Europäische Kommission als auch an den Bundesgesundheitsminister, ob es nicht möglich gewesen wäre, mit einem größeren Einsatz von finanziellen Mitteln zum Zeitpunkt der Beschaffung der Impfstoffe größere Vorräte zu besorgen“, sagte Kühnert im „Frühstart“ von RTL/ntv.

Spahn verteidigte seine Strategie. Das Impfprogramm verlaufe wie vorhergesagt und geplant, sagte er nach Angaben des Bundestagspressedienstes in einer Videoschalte des Gesundheitsausschusses. Es sei auch richtig gewesen, die Impfungen in der EU gemeinsam zu beginnen, denn die Pandemie müsse in ganz Europa unter Kontrolle gebracht werden. Er rechne damit, dass sich die anfängliche Impfstoffknappheit in absehbarer Zeit in eine breite Verfügbarkeit verwandeln werde.

Spahn rief Mediziner und Pflegekräfte im Gesundheitswesen dazu auf, sich impfen zu lassen. Dies sei „ein Gebot der Vernunft und der Solidarität“, sagte er der „Rheinischen Post“ vom Montag. Nach einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) und der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) waren im Dezember 73 Prozent der Ärzte und knapp 50 Prozent der Pflegenden bereit, sich impfen zu lassen.

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