Grünen-Chefin Annalena Baerbock sieht in ihrer Rolle als Mutter zweier Töchter im Grundschulalter kein Hindernis für das Kanzleramt. „Für mich gilt: Frauen und Mütter müssen in diesem Land jeden Job machen können“, sagte Baerbock der „Augsburger Allgemeinen“ vom Mittwoch. Mit Blick auf Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte sie: „Zum Glück zeigt eine Frau schon seit 16 Jahren, dass eine Frau Kanzlerin sein kann.“ Diese Frage „wird jetzt umgemünzt, ob das eine Mutter kann“, kritisierte sie.
Die Grünen-Vorsitzende riet dazu, einen Blick ins Ausland zu werfen. Sie verwies auf die neuseeländische Regierungschefin Jacinda Ardern und den kanadischen Premierminister Justin Trudeau.
„Wenn’s in Neuseeland bei der Premierministerin mit kleinen Kindern funktionieren kann oder bei dem kanadischen Premierminister, dann sollte das auch in Deutschland funktionieren können“, betonte Baerbock. Die Sorgen, Beruf und Familie vereinbaren zu können, würden heute alle Mütter, aber auch die Väter kennen. „Es ist jeden Tag ein Spagat“, sagte die 40-Jährige. „Man denkt immer wieder, meine Güte, kommen jetzt an dieser Stelle meine Kinder zu kurz?“
„Die Entscheidung, dennoch Spitzenpolitik zu machen, habe ich für mich getroffen, als ich Vorsitzende unserer Partei geworden bin.“ Sie habe aber schon damals klargemacht, dass sie als Spitzenpolitikerin nicht aufhöre, Mutter zu sein. „Das gilt aber genauso, wenn man Vorstandsvorsitzende oder Krankenschwester im Schichtdienst ist“, sagte die Grünen-Chefin.
Baerbock bekräftigte, dass sie die Entscheidung, wer für die Grünen für das Kanzleramt antritt, gemeinsam mit ihrem Ko-Vorsitzenden Robert Habeck treffen werde. „Wir haben auf den letzten beiden Parteitagen einen klaren Auftrag bekommen, die Grünen als Spitzenteam in den Wahlkampf zu führen“, sagte sie. „Und dann werden wir mit Blick auf die Kanzlerkandidatur zwischen April und Pfingsten auch einen Personalvorschlag machen.“
Ausschlaggebend sei, „wer in dieser Situation der oder die Beste für diese Zeit, das beste Angebot für diese Partei, diesen Wahlkampf und für die Gesellschaft ist“.