Das schwere Erbe von Adenauer, Kohl und Merkel

Symbolbild: Bundeskanzleramt bei Dämmerung
Symbolbild: Bundeskanzleramt bei Dämmerung

Am Samstag wählt die CDU auf ihrem ersten Digital-Parteitag einen neuen Vorsitzenden. Um die Nachfolge von Annegret Kramp-Karrenbauer bewerben sich Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen. Wer auch immer das Amt übernimmt, tritt ein großes Erbe an: Geprägt haben die CDU in den vergangenen Jahrzehnten vor allem Konrad Adenauer, Helmut Kohl und Angela Merkel. Die bisherigen CDU-Vorsitzenden seit 1950: 

KONRAD ADENAUER 

Der von 1950 bis 1966 amtierende Vorsitzende führte die CDU mit harter Hand. Der Mitbegründer der CDU im Rheinland prägte als Parteichef und Bundeskanzler wie kein anderer Politiker die Bundesrepublik der Nachkriegsjahre. Nachdem er 1963 aus dem Amt des Bundeskanzlers gedrängt worden war, erklärte er sich Ende 1965 auch zum Verzicht auf den Parteivorsitz bereit.

LUDWIG ERHARD

Nach Adenauers Abgang war 1966 der Weg für den damaligen Kanzler frei, seinen Ziehvater auch im Amt des Parteivorsitzenden zu beerben. Seine Amtszeit währte nicht lange: Ende 1966 zerbrach die von Erhard geführte CDU-FDP-Koalition, 1967 gab er dann auch das Amt des Parteivorsitzenden ab.

KURT-GEORG KIESINGER

Im Mai 1967 wurde der CDU-Politiker, der Erhard ein Jahr zuvor bereits als Kanzler abgelöst hatte, zum neuen Parteivorsitzenden gewählt. Er stand an der Spitze der ersten großen Koalition aus Union und SPD, geriet aber schließlich vor allem wegen seiner früheren Mitgliedschaft in der NSDAP in die Kritik. Nachdem Kiesinger 1969 als Bundeskanzler abgewählt worden war, gab er zwei Jahre später auch den Parteivorsitz ab.

RAINER BARZEL

Im Oktober 1971 rückte der Unionsfraktionschef an die Parteispitze. Nach dem knappen Scheitern eines Misstrauensantrags gegen den damaligen Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) im April 1972 begann sein Stern zu sinken. Den Parteivorsitz gab Barzel 1973 wieder ab.

HELMUT KOHL

Der im Juni 1973 zum Parteichef gewählte Pfälzer lenkte ein Vierteljahrhundert lang die Geschicke der Christdemokraten. Seine Kanzlerschaft ab 1982 prägte vor allem die Deutsche Einheit im Jahr 1990. Der „Enkel Adenauers“, als den er sich selbst gerne bezeichnete, pflegte einen patriarchalischen Führungsstil. Nach der verlorenen Bundestagswahl 1998 litt sein Ansehen in den folgenden Jahren enorm unter der CDU-Schwarzgeldaffäre.

WOLFGANG SCHÄUBLE

Nachdem Kohl als Konsequenz aus der Schlappe bei der Bundestagswahl seinen Verzicht auf den CDU-Vorsitz erklärt hatte, wurde der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im November 1998 an die Spitze der Partei gewählt. Er war der Wunschkandidat Kohls und geriet schließlich selbst in den Strudel der Spendenaffäre. Schäuble zog sich schließlich auf großen Druck hin zurück.

ANGELA MERKEL

Die damalige CDU-Generalsekretärin hatte Ende 1999 in einem spektakulären Zeitungsbeitrag zur Abnabelung von Kohl aufgerufen, wenige Monate später wurde sie im April 2000 zur Parteivorsitzenden gewählt. Nachdem sie bei der Bundestagswahl im Jahr 2002 noch CSU-Chef Edmund Stoiber die Kanzlerkandidatur überlassen hatte, trat sie 2005 selbst an und wurde als erste Frau Bundeskanzlerin.

Wenn ihre Ära nach der kommenden Bundestagswahl im Herbst endet, wird Merkel auf 16 Jahre im Kanzleramt zurückblicken können. Geprägt wurde ihre Amtszeit von der europäischen Finanzkrise, ihren Entscheidungen zum Zuzug von Flüchtlingen, aber auch dem Atomausstieg und zuletzt von der Corona-Pandemie.

ANNEGRET KRAMP-KARRENBAUER  

Nach Merkels Rückzug vom CDU-Vorsitz setzte sich die bisherige Generalsekretärin im Dezember 2018 auf einem Parteitag knapp gegen den früheren Unionsfraktionschef Merz durch. Im Februar 2020 kündigte die Verteidigungsministerin ihren Rückzug an. Ein Parteitag zur Wahl ihres Nachfolgers wurde wegen der Corona-Pandemie zweimal verschoben, am Samstag soll nun aber der neunte Vorsitzende der CDU gewählt werden.

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