Die Corona-Pandemie hat die deutschen Hotels und Gaststätten im vergangenen Jahr fast zwei Fünftel ihres Umsatzes gekostet: Das Gastgewerbe nahm im Vergleich zu 2019 voraussichtlich 38 Prozent weniger ein, wie das Statistische Bundesamt am Montag in einer ersten Schätzung mitteilte. Besonders groß fiel das Minus im November mit Beginn des neuen Lockdowns aus. Der Branchenverband Dehoga schätzt auch die aktuelle Lage dramatisch ein.
Im vergangenen Frühjahr waren wegen der Pandemie die Gaststätten für zwei Monate geschlossen worden; Hotels durften nur Geschäftsreisende beherbergen. Nach mehreren Monaten mit weitreichenden Lockerungen sind seit dem 2. November Restaurants, Cafés und Hotels erneut weitgehend dicht.
Im November lag der Branchenumsatz laut Statistischem Bundesamt um 67,9 Prozent unter dem des Vorjahresmonats. Die Hotels und sonstigen Beherbergungsunternehmen verzeichneten demnach ein Minus von 82,2 Prozent, in der Gastronomie betrug der Rückgang 60,1 Prozent. Die Caterer hatten etwas weniger heftige Einbußen, bei ihnen lag das Minus bei 45,1 Prozent.
Die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), Ingrid Hartges, bezeichnete die Lage und die Stimmung in ihrer Branche als „katastrophal“. Es machten sich „Verzweiflung und Existenzängste“ breit.
Zwar seien Übernachtungen von Geschäftsreisenden und das Abholen beziehungsweise Liefern von Speisen noch erlaubt. „Das findet aber nur im geringen Umfang statt“, gab Hartges zu bedenken.
Eine interne Umfrage des Verbands mit rund 5500 teilnehmenden Unternehmen habe für November noch schlechtere Zahlen als vom Statistischen Bundesamt berechnet ergeben: Die Umsätze seien demnach um 82,5 Prozent eingebrochen, erklärte Hartges. „Für Dezember und Januar sind keine besseren Zahlen zu erwarten.“
„Umso wichtiger ist jetzt, dass die versprochenen Hilfen für alle notleidenden Unternehmen schnell, unbürokratisch und in vollem Umfang ankommen“, verlangte Hartges. „Ansonsten sind Insolvenzen und Betriebsaufgaben vorprogrammiert.“
Auch die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Katharina Dröge, appellierte an die Regierung. „Damit es nicht zu einer Insolvenzwelle kommt, müssen die Hilfen der Bundesregierung endlich fließen“, erklärte sie. „Das Chaos und die Verzögerungen, die Wirtschaftsminister Altmaier und Finanzminister Scholz verursacht haben, werden für viele Unternehmen zu einer existenziellen Bedrohung“.
Die Statistiker berücksichtigen für die Gastgewerbezahlen Betriebe mit einem Umsatz von mindestens 150.000 Euro pro Jahr. Die am Montag veröffentlichte Schätzung beruht auf den Umsätzen von Januar bis November 2020, einer Schätzung für den vom verschärften Lockdown geprägten Monat Dezember sowie auf dem Revisionsbedarf bei den Ergebnissen für die Monate März bis einschließlich November.