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Der holprige Impfstart kratzt am Image des agilen Machers

Der holprige Impfstart kratzt am Image des agilen Machers

Jens Spahn - Bild: REUTERS/Hannibal Hanschke/Pool

Seit Beginn der Corona-Pandemie steht Jens Spahn im Rampenlicht, lange Zeit konnte er sich als umtriebiger Krisenmanager beweisen. Doch der holprige Start der Impfkampagne kratzt am Image des agilen Machers. Der 40-jährige Gesundheitsminister wird dafür verantwortlich gemacht, dass derzeit nur wenig Impfstoff vorhanden ist. In seiner Regierungserklärung am Mittwoch beschwört er nun staatsmännisch die Notwendigkeit gemeinsamen Handelns – und räumt zugleich Fehler ein. 

Kein Land und keine Partei könne das Virus im Alleingang besiegen, schreibt Spahn den Verantwortlichen in seiner Rede vor dem Parlament ins Stammbuch. Der Kampf gegen die Pandemie müsse „über Parteiinteressen und -grenzen hinweg“ geführt werden. „Natürlich stellt sich in der Rückschau heraus, dass nicht jede Entscheidung in den letzten Monaten richtig gewesen ist“, räumt er zugleich ein. 

Die Debatten über etwaige Versäumnisse mögen aber schon „konstruktiv“ geführt werden, mahnt der Minister – und hat damit offenbar die SPD im Blick, die Spahn einen Katalog mit kritischen Fragen zur Impfstrategie hingeblättert hat. Nicht allein die SPD stört sich daran, dass nicht mehr Dosen des in der EU als erstem zugelassenen Biontech-Impfstoff bestellt wurden. 

Doch derzeit sieht es so aus, als würden die Versäumnisse beim Impfstoff Spahn eher einen kleineren Karriereknick bescheren. Schließlich stehen wegen der Impfstoffbestellung auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die dafür letztlich zuständige EU-Kommission in der Verantwortung. Und die SPD gerät wegen der Attacken auf Spahn ihrerseits in die Kritik. „Das ist keine Majestätsbeleidigung“, rechtfertigt die stellvertretende Fraktionschefin Bärbel Bas den Fragenkatalog. 

Doch der ehrgeizige Minister, dem schon seit langem Ambitionen auf die Kanzlerschaft nachgesagt werden, macht ohnehin nicht den Eindruck, als wolle er sich durch die Sticheleien des Koalitionspartners aus dem Takt bringen lassen. Kaum ein Tag vergeht ohne Interview, und er sucht Tuchfühlung mit den Betroffenen – soweit es die Pandemie zulässt. Kürzlich hat er mit Ärzten diskutiert, bei einer ähnlichen Veranstaltung will der selbst einst an Corona erkrankte Minister mit Pflegekräften über die unter ihnen verbreitete Impfskepsis reden.

Der seit 2018 amtierende Gesundheitsminister hat sich einer Umfrage von Ende Dezember zufolge zum beliebtesten Politiker in Deutschland gemausert. Doch jetzt hängt alles davon ab, dass es mit den in Aussicht gestellten Produktionsausweitungen bei den Seren klappt – und er sein Versprechen einhalten kann, bis zur Jahresmitte jedem Impfwilligen ein Vakzin anzubieten. 

Eine erfolgreiche Impfkampagne ist auf jeden Fall Voraussetzung dafür, dass dem jungen Minister weitere Karrieresprünge gelingen. Seine Lage im Gerangel um CDU-Vorsitz und Kanzlerkandidatur ist aber ohnehin nicht rosig. Denn er hat angekündigt, als Vizeparteichef kandidieren, falls der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) Parteichef wird.

Inzwischen glauben viele, Spahn hätte selbst bessere Chancen auf Parteivorsitz und Kanzlerschaft als der nicht allzu beliebte Ministerpräsident. Doch der Gesundheitsminister bleibt bei seiner Linie. Eine glasklare Absage an weitere Ambitionen vermeidet er allerdings ebenfalls. Eine Kanzlerkandidatur schließe er „Stand heute“ aus, bekundet er am Mittwoch.

Spahn weiß, dass forsches Vorpreschen für eine politische Karriere wenig hilfreich ist – schließlich blick er bereits auf eine beachtliche Laufbahn zurückblicken: Mit nur 22 Jahren wurde der Bankkaufmann und Politologe 2002 erstmals in den Bundestag gewählt – 2009 wurde er gesundheitspolitischen Sprecher der Unionsfraktion. 

Ende 2014 schaffte der mit einem Journalisten verheiratete Politiker den Sprung ins CDU-Präsidium, 2015 wurde er parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium. Heute ist er der wichtigste Minister im Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Und er ist jung – da muss er jetzt noch gar nicht nach der ganzen Macht greifen.

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