Früherer VW-Manager de Meo soll Renault retten

Luca de Meo - Bild: SEAT Comms, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Luca de Meo - Bild: SEAT Comms, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Ein früherer Volkswagen-Manager soll Renault aus der Krise steuern: Der neue Geschäftsführer Luca de Meo stellt am Donnerstag die mit Spannung erwartete Strategie namens „Renaulution“ vor. Damit will der französische Autobauer die schwerwiegenden Folgen der Corona-Pandemie und die Ära des geschassten Konzernchefs Carlos Ghosn hinter sich lassen. Doch der Weg ist steinig.

„Renaulution“ – hinter dem holprigen Wortspiel aus Renault und Revolution verbirgt sich ein umfassender Krisenplan, der auf Elektromobilität und höhere Profitabilität setzt. Handeln tut Not, denn die Corona-Pandemie hat Renault noch härter zugesetzt als anderen Autokonzernen. Die weltweiten Fahrzeugverkäufe der Franzosen brachen 2020 um mehr als 21 Prozent ein.

Renault war aber bereits vor der Pandemie in Schwierigkeiten. Schon im vergangenen Mai musste der Autokonzern mit der Raute deshalb einen Sparplan von zwei Milliarden Euro über drei Jahre ankündigen, der die Streichung von 15.000 Stellen vorsieht. Rund 4600 Jobs sollen in Frankreich wegfallen. 

Der neue Vorstandschef de Meo gab bereits bei seinem Antritt im Juli den neuen Kurs aus: „Profitabilität statt Volumen“ – das heißt, notfalls weniger Fahrzeuge verkaufen, aber zu einem höheren Preis. Diese Strategie steht auch im Mittelpunkt der „Renaulution“. Sie bricht mit den Prinzipien Ghosns, der durch Ermittlungen der japanischen Justiz bei dem verbündeten Nissan-Konzern in Misskredit geriet, bei Renault gefeuert wurde und sich schließlich in einem Flugzeug-Koffer versteckt in den Libanon absetzte.

Mit de Meo ist jetzt der Anti-Ghosn am Steuer: Der Französisch sprechende Italiener ist offiziell der erste Ausländer auf dem Chefposten des Renault-Konzerns, der gemäß der Firmentradition am Weihnachtsabend 1898 von Louis Renault gegründet wurde. Ghosn hatte neben der brasilianischen und libanesischen Staatsbürgerschaft auch die französische. 

Mit schwierigen Unternehmungen kennt de Meo sich aus: Er leitete bei Volkswagen vier Jahre lang die spanische Tochter Seat. Nach anfänglichem Kränkeln verzeichnete Seat 2019 einen Rekordverkauf von 574.000 Fahrzeugen.

Das Profil des 53-jährigen de Meo entspricht dem „frischen Wind“, den sich Renault und der französische Staat als 15-prozentiger Eigner wünschen. Der Italiener sei „ein Charmeur“ und „ein Manager, der nicht herumschreit“, sagt ein früherer Mitarbeiter von Seat. Andere loben ihn als Marketing-As oder sogar als „Künstler“. 

Der 1967 in Mailand geborene De Meo hat als Sohn eines Bankers in rund einem Dutzend Ländern gelebt, darunter Brasilien, die Elfenbeinküste und Nigeria. Französisch spricht er seit seiner Schulzeit nahezu perfekt, hat sich aber seinen italienischen Akzent bewahrt. Auch Deutsch und Englisch beherrscht er.

Der stets elegant auftretende Italiener mit graumeliertem Haar ist ein Hausgewächs von Renault, wo er seine Karriere begonnen hat. „Er ist vor 20 Jahren gegangen und ist nun als Chef zurückgekehrt“, sagt ein früherer französischer Kollege über ihn.

Mit Renault, Toyota, Fiat und Volkswagen hat de Meo einige der größten Autokonzerne der Welt kennengelernt. Bei VW war er ab 2009 zunächst für das Audi-Marketing zuständig, bevor der Vater von zwei Söhnen die Leitung bei Seat übernahm.

Bei Renault wartet nun die bisher größte Herausforderung seiner Karriere auf ihn – seine ganz persönliche „Renaulution“. 

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