Website-Icon Nürnberger Blatt

Nur „Danke“ auf dem Grabstein – so zufrieden war Howard Carpendale nicht immer

Nur „Danke“ auf dem Grabstein – so zufrieden war Howard Carpendale nicht immer

Howard Carpendale - Bild: Ove Arscholl

Auf seinem Grabstein soll nur „Danke“ stehen – was Howard Carpendale der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ kurz vor seinem 75. Geburtstag sagte, hat etwas Überraschendes. Denn jenseits aller Karrierehöhepunkte mit vielen Hits stehen bei Carpendale auf der anderen Seite private Dramen, Depressionen, Geldverluste. Doch offenbar machte Carpendale seinen Frieden mit seinem turbulenten Leben.

Wer an Carpendale denkt, denkt an Hits wie „Hello again“, „Fremde oder Freunde“, „Deine Spuren im Sand“ oder die deutschen Coverversionen „Ti amo“ und „Tür an Tür mit Alice“. Manch anderer Star der  Schlagerwelle wie Roy Black oder Rex Gildo zerbrach daran, mit einzelnen Liedern verbunden zu werden. Carpendale machte daraus ein bis heute funktionierendes Geschäftsmodell.

Im vergangenen Jahr stieg sein mit dem Londoner Royal Philharmonic Orchestra aufgenommenes Album „Symphonie meines Lebens 2“ bis auf Platz sieben der deutschen Albumcharts. Darauf ist auch das 42 Jahre alte „Dann geh doch“ zu finden.

129 Alben listet die Musikindustrie unter dem Namen Howard Carpendale – immerhin 38 davon landeten weit vorn in den Charts. Richtig weg vom Fenster war der Sänger, der sich selbst als Entertainer sieht, nie. In jedem Jahrzehnt des vergangenen halben Jahrhunderts finden sich Erfolge.

Carpendale kam am 14. Januar 1946 im südafrikanischen Durban zur Welt. Der Vater war Politiker, zu Hause gab es ein klares Regiment. Bei Carpendale geriet dies mit elf Jahren durch den King of Rock’n’Roll ins Wanken. Als er das erste Mal Elvis Presley gesehen habe, habe er den Wunsch verspürt, Sänger zu werden, berichtete Carpendale in seiner Biografie „Das ist meine Zeit“. „Ich habe ihn gesehen und wusste, was ich mit meinem Leben machen wollte.“

Der als junger Mann als Sportler erfolgreiche Carpendale gründete eine Band und trat damit rund um Durban auf. Mit 18 Jahren ging er nach London, von da 1966 nach Deutschland – eine goldrichtige Entscheidung, obwohl er kein Deutsch sprach.

„Die ersten Titel, die ich gesungen habe, habe ich nicht verstanden – das war alles nur phonetisch“, sagte er einmal in einem Interview. Das Deutschlernen holte er allerdings schnell nach, mit einer bis heute erhaltenen Besonderheit – das Carpendale-Sch, das aus einem Ich ein Isch macht.

Das Schmuseweiche brachte ihm viel Zuneigung weiblicher Fans, Damenwäsche landete regelmäßig am Ende seiner Konzerte auf der Bühne. Im Jahr 2003 wollte er dieses Leben aber hinter sich lassen. Er spielte ein Abschiedskonzert in Köln vor 22.000 Zuschauern. „Ich dachte, den richtigen Moment erwischt zu haben“, erklärte Carpendale in seiner Biografie.

Er zog sich nach Florida zurück, spielte Golf, genoss das Leben. Doch allmählich entwickelten sich Depressionen bei dem Sänger. Dazu brachte ein Berater große Teile seines Vermögens durch. 2007 habe ihm ein befreundeter Arzt seine Depressionen offenbart und ihm neben einer Behandlung zur Rückkehr auf die Bühne geraten.

2008 kehrte Carpendale auf die Bühne zurück, brachte nach dem Comeback mehrere Alben in die Top Ten und trat auch wieder als Schauspieler auf. Dabei spielte er auch an der Seite seines Sohnes Wayne, der aus der gescheiterten ersten Ehe mit seiner Frau Claudia stammt. 

Seit 2018 ist Carpendale mit der US-Amerikanerin Donnice Pierce verheiratet, mit der er schon viele Jahre davor zusammen war und einen inzwischen erwachsenen Sohn hat. Die beiden leben in München.

Er freue sich über das Riesenglück, das seine Karriere begleitet habe, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ nun. „Deswegen soll auf meinem Grabstein nur noch ‚Danke'“ stehen.

Die mobile Version verlassen