Deutschlands Versandhändler weisen die Verantwortung für Existenzprobleme von stationären Einzelhändlern von sich. „Wir sind nicht der Totengräber der Innenstädte“, sagte Gero Furchheim, der Präsident des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland (BEVH), der Zeitung „Welt“ vom Montag. Natürlich mache der Onlinehandel Druck im Wettbewerb und könne seine Marktanteile stetig steigern – „aktuell sogar ganz besonders“. Angriffe auf die Innenstadt gebe es aber von sehr vielen Seiten.
Furchheim nannte die Konkurrenz von Discountern, Outlets und Shopping-Centern. Zudem hätten aktuelle und noch zu erwartende Leerstände in den Innenstädten mit viel zu hohen Mieten zu tun, mit unzureichenden Verkehrskonzepten und mit Einschränkungen bei den Öffnungszeiten wie dem Verbot von einzelnen verkaufsoffenen Sonntagen. „Vermieter, Politik und Gewerkschaften sind aber gut darin, auf den Onlinehandel zu zeigen, wenn es der Innenstadt schlecht geht“, kritisierte der Verbandspräsident.
Furchheim sieht auch die stationären Händler selbst in der Pflicht: „Es gibt viele Einzelhändler, die eifrig experimentiert und nach Antworten in diesem Wettbewerb gesucht haben. Da würde ich nie von einer Schuld oder Mitschuld sprechen, wenn die Geschäfte nicht so laufen wie erhofft“, sagte er der „Welt“. „Aber man muss auch sagen, dass es genug Händler gibt, die im Herzen irgendwie gehofft haben, dass das mit dem Internet irgendwann wieder vorbeigeht und deswegen gar nichts ausprobiert haben.“
Der Politik machte Furchheim einen Vorschlag: Die Deutsche Post arbeite mit aller Härte an Rekordgewinnen, und „50 Prozent der Gewinne fließen am Ende in die Bundeskasse“. Dieses Geld könne man auch in Hilfen für Händler oder die Belebung von Innenstädten stecken.