Website-Icon Nürnberger Blatt

Von Südafrika aus in die Welt: Inzwischen auch in Deutschland aufgetretene Corona-Mutation offenbar ansteckender

Von Südafrika aus in die Welt: Inzwischen auch in Deutschland aufgetretene Corona-Mutation offenbar ansteckender

Symbolbild: Coronavirus

Nach Großbritannien ist auch in Südafrika eine neue Variante des Coronavirus aufgetreten, die sich dort rasch verbreitet und in immer mehr Ländern auftritt. Ein Überblick, was über die 501Y.V2 genannte Mutation bekannt ist:

Wann wurde die Mutation entdeckt?

Der südafrikanische Gesundheitsminister Zweli Mkhize gab am 18. Dezember bekannt, dass die Regierung die Weltgesundheitsorganisation (WHO) über eine neue Variante des neuartigen Coronavirus informiert habe. Sie wurde von Wissenschaftlern unter Leitung der Forschungsplattform Krisp entdeckt. Ihnen fiel auf, dass die Virus-Variante in den Proben der vorangegangenen zwei Monate dominierte.

Woher kommt die Virus-Variante?

Viren mutieren, um sich besser verbreiten zu können. Die Mutation 501Y.V2 stamme möglicherweise „von immungeschwächten Patienten, deren Immunsystem es schwerer fällt, Infektionen zu unterdrücken“, sagt die Krisp-Bioinformatikerin Houriiyah Tegally. In diesen Menschen – den Wirten – könne sich das Virus viel besser vermehren. In Südafrika leben aufgrund der weiten Verbreitung von Aids und Tuberkulose viele immungeschwächte Menschen. Auch Peter Horby, Infektionsexperte an der Universität Oxford, nennt diese sogenannten immunsupprimierten Patienten als mögliche Quelle für Mutationen.

Worin unterscheidet sich die Mutation?

Die Variante 501Y.V2 unterscheidet sich nach Angaben der Forscher vor allem durch Mutationen am Spike-Protein, mit dessen Hilfe das Virus in die menschlichen Zellen eindringt. Durch diese Veränderungen „scheint es übertragbarer zu sein“ und „besser in der Lage, sich Antikörpern zu entziehen“, sagt Tegally. Laut WHO sind die südafrikanische und die britische Variante unterschiedlich, teilen jedoch die Mutation 501Y.

Ist die Mutation gefährlicher?

Die WHO sieht keine eindeutigen Beweise, dass die neue Variante an sich Menschen schwerer krank macht. Sie warnte allerdings am Mittwoch, dass es wie bei der britischen Mutation „möglich“ sei, dass auch die südafrikanische Variante in einem erhöhten Maße übertragbar sei. Und wenn sich mehr Menschen anstecken, dann erkranken auch mehr Menschen schwer an Covid-19 und sterben. „Diese neue Linie könnte auch ein höheres Risiko für Reinfektion darstellen“, warnt zudem die südafrikanische Forscherin Tegally.

Wie verbreitet ist die Mutante in Südafrika?

Als die neue Virus-Variante im Oktober entdeckt wurde, machte sie laut Tegally 20 Prozent der Proben in Südafrika aus. Inzwischen beträgt ihr Anteil 80 Prozent und die Wissenschaftlerin rechnet mit einer weiteren Zunahme. 

Schützen Impfstoffe auch gegen diese Virus-Variante?

In einer ersten Studie des deutschen Impfstoffherstellers Biontech konnten die Antikörper von geimpften Menschen Viren mit den Schlüsselmutationen der neuen Varianten aus Südafrika und Großbritannien neutralisieren. Die für die Studie genutzte künstliche Mutation enthielt jedoch nicht das komplette Spektrum der Veränderungen, die an den in Großbritannien und Südafrika kursierenden Varianten auftreten.

Tegally zweifelt deshalb an der Aussagekraft der Laboruntersuchung. „Keine der Mutationen, die uns Sorgen bereiten“, sei  getestet worden, betont die Wissenschaftlerin. Biontech kündigte bereits an, bei Bedarf innerhalb von sechs Wochen einen neuen Impfstoff entwickeln zu können, der gegen mutierte Versionen wirkt.

Was bedeutet die Mutation für andere Länder?

Weltweit ist die Mutation nach WHO-Angaben vom Mittwoch inzwischen in 20 Ländern nachgewiesen worden. Dazu zählt auch Deutschland, wo eine Infektion mit der Mutation aus Südafrika am Dienstag vom Stuttgarter Sozialministerium vermeldet wurde. Die WHO rät zur Wachsamkeit und rief dazu auf, Reisebeschränkungen laufend zu prüfen. Die Schweiz, Dänemark und Großbritannien verboten bereits die Einreise aus Südafrika. 

Die Reaktion der internationalen Gemeinschaft sei „ziemlich stigmatisierend“, kritisiert Tegally. Angst sei verständlich, aber nur weitere Forschung helfe. Möglicherweise gebe es anderswo auf der Welt bereits weitere Mutationen, sagt die Forscherin. Diese seien lediglich noch nicht entdeckt worden.

Die mobile Version verlassen