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Ärztepräsident verlangt klare Corona-Lockerungsperspektive

Ärztepräsident verlangt klare Corona-Lockerungsperspektive

Deutschland - Bild: Mehaniq via Twenty20

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, kritisiert das Fehlen einer klaren Öffnungsperspektive in den jüngsten Bund-Länder-Beschlüssen zur Corona-Politik. „Wir hätten uns gewünscht, dass Bund und Länder auch Grundsatzentscheidungen darüber treffen, wie wir schrittweise mit vernünftigen Hygienekonzepten erste Eindämmungsmaßnahmen zurückfahren können, sobald sich die Infektionslage weiter verbessert hat“, sagte er der „Rheinischen Post“ (Online-Ausgabe). Davon sei in dem Beschlusspapier nur wenig Konkretes zu lesen.

„Spätestens jetzt sollten die Verantwortlichen die Zeit nutzen, um belastbare Konzepte für eine sukzessive Öffnung des gesellschaftlichen Lebens zu entwickeln, die auch vor dem Hintergrund der Verbreitung der neuen Virusvarianten Bestand haben“, forderte der Mediziner. Es sei klar, „dass wir uns nicht endlos von Lockdown zu Lockdown hangeln können“.

Nötig sei unter anderem ein bundeseinheitlicher Stufenplan für den Wiedereinstieg in den Präsenzbetrieb an den Schulen in Abhängigkeit der regionalen Infektionslage. Senioren- und Pflegeheime müssten zudem stärker als bisher bei der Umsetzung von Hygieneplänen unterstützt werden.

Reinhardt betonte zugleich, dass die beschlossene Verlängerung des Lockdowns bis zum 7. März „angesichts der vielen offenen Fragen zur Verbreitung der neuen Virusvarianten in Deutschland zum jetzigen Zeitpunkt aus Gründen der Vorsicht unvermeidlich“ sei. Er verwies aber auch auf negative Folgen. „Für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern bedeuten Kita- und Schulschließungen psychosozialen Stress, der krank macht“, sagte er.

Bund und Länder hatten am Mittwoch beschlossen, dass es während des verlängerten Lockdowns nur für Friseure sowie für Kitas und Schulen Ausnahmen geben soll. Weitere Öffnungsschritte sollen die Länder veranlassen können, wenn bei ihnen die Sieben-Tage-Inzidenz unter 35 fällt. 

Reinhardt kritisierte die Fokussierung auf diesen Wert. Er sei „ein wichtiges Kriterium zur Bewertung der Infektionslage, er sollte aber nicht das einzige Kriterium sein“. Bei der nächsten Bund-Länder-Konferenz am 3. März müsse dies „neu diskutiert werden“.

Dagegen lobte die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) den neuen Zielwert von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. „Das zeigt mir, dass die Experten, die die Bundesregierung beraten, auch gehört und verstanden werden“, sagte Divi-Präsidiumsmitglied Uwe Janssens der „Rheinischen Post“ vom Donnerstag.

„Mit Blick auf die Beschlüsse zur Öffnung der Schulen hätte ich mir allerdings ein einheitliches Vorgehen sehr gewünscht und bin enttäuscht, dass es wieder 16 individuelle Regelungen geben wird“, fügte Janssens hinzu. Laut der Vereinbarungen vom Mittwoch entscheiden die Länder jeweils selbst, wie sie mit Schulen und Kitas weiter verfahren.

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