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Die Linke könnte die erste weibliche Doppelspitze bekommen

Die Linke könnte die erste weibliche Doppelspitze bekommen

Die Linke - Bild: Die Linke/Sachsen

Die Linkspartei könnte die erste weibliche Doppelspitze bekommen. Für die Nachfolge von Katja Kipping und Bernd Riexinger gelten die hessische Fraktionsvorsitzende Janine Wissler sowie Thüringens Partei- und Fraktionschefin Susanne Hennig-Wellsow als gesetzt. Sie gehören zu den jüngeren Politikerinnen, bringen dennoch viel politische Erfahrung mit. Beide gelten als enge Vertraute Kippings.

SUSANNE HENNIG-WELLSOW

Die Thüringer Linken-Vorsitzende wurde außerhalb des Freistaats vor allem als die Frau mit dem Blumenstrauß bekannt. Empört warf sie am 5. Februar 2020 dem FDP-Politiker Thomas Kemmerich das Gebinde vor die Füße, nachdem dieser im Erfurter Landtag mit den Stimmen von CDU und AfD überraschend zum Ministerpräsidenten gewählt worden war. 

Mit dem danach wiedergewählten Regierungschef Bodo Ramelow bildet die 43-Jährige für die Linken in Thüringen ein schlagkräftiges Tandem, wenngleich Ramelow als erster linker Ministerpräsident die zentrale Figur ist. Vor seiner Wiederwahl war es aber vor allem die burschikose Hennig-Wellsow, die Druck auf die CDU machte, um Ramelows Rückkehr in die Staatskanzlei und die vorläufige Fortsetzung des rot-rot-grünen Minderheitskabinetts zu ermöglichen. 

Hennig-Wellsow zog es direkt nach der Ausbildung in die Politik. Nach dem Abitur am Erfurter Sportgymnasium und einem Pädagogikstudium wurde sie 2001 zunächst wissenschaftliche Mitarbeiterin in der damaligen PDS-Landtagsfraktion. 2004 holte die in Mecklenburg-Vorpommern geborene Mutter eines Sohnes selbst ein Landtagsmandat und engagierte sich vor allem in der Bildungspolitik. Seit sieben Jahren ist Hennig-Wellsow Linken-Landesvorsitzende in Thüringen, nach Ramelows Wahl zum Ministerpräsidenten übernahm sie 2014 auch den Fraktionsvorsitz.

Hennig-Wellsow gilt als streitbare Politikerin, die sich dem Kampf „gegen alte und neue Nazis“ verschrieben hat. Dass Ramelow im vergangenen Juli im Landtag einem AfD-Abgeordneten den Stinkefinger zeigte, kommentierte sie mit den Worten, das sei „die einzig anständige Reaktion auf einen Unanständigen“.

JANINE WISSLER

Die hessische Fraktionschefin gilt schon seit längerem als großes politisches Talent der Linkspartei. Die 39-Jährige scheut keine Konflikte, vertritt dabei ebenso freundlich wie wortgewaltig ihre Positionen – und die sind eindeutig links einzuordnen.

Wissler engagiert sich seit 1997 in außerparlamentarischen Bewegungen, seit 2001 ist sie im globalisierungskritischen Netzwerk Attac aktiv. Zudem war sie lange im trotzkistischen Netzwerk Marx21 tätig, das sich als Teil der neuen Linken sieht und darauf zielt, „die Macht der Konzerne zu brechen“. Erst im Zuge ihrer Vorsitz-Kandidatur beendete Wissler diese Mitgliedschaft.

Im Wiesbadener Landtag gilt Wissler als scharfzüngige Rednerin. Damit gelang es ihr, zum Gesicht der Linken in Hessen zu werden. Politisch aktiv ist die gebürtige Hessin seit ihrer Jugend. In die Parteipolitik kam sie über die Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG), aus der durch den Zusammenschluss mit der PDS die Linkspartei entstand.

Im Jahr 2008 zog sie erstmals in den hessischen Landtag ein. Auch auf Bundesebene ist Wissler keine Unbekannte, seit 2014 ist sie stellvertretende Bundesvorsitzende. 

Wissler gehörte zu den Politikerinnen, die im vergangenen Sommer rechtsextreme „NSU 2.0“-Drohmails erhielten. Vor dem Versand der Mails waren unerlaubt Daten von Empfängerinnen von Polizeicomputern in Hessen abgerufen worden. Es sei Aufgabe aller Demokraten, „der rechten Bedrohung den Kampf anzusagen“, sagt sie.

Klar positioniert sich Wissler beim Thema Auslandseinsätze: Sie fordert den Rückzug der Bundeswehr aus allen Einsätzen. Beim Thema Regierungsbeteiligung auf Bundesebene zeigt sie – anders als Hennig-Wellsow, die auch im Bund mitregieren will – deutliche Distanz. Der „taz“ sagte sie kürzlich: „Eine Regierung mit SPD und Grünen im Bund halte ich für nicht wahrscheinlich.“

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