Bei einer Verschiebung des Abzugs aus Afghanistan hält der ehemalige Nato-General Egon Ramms Beratungen über eine Verstärkung des Bundeswehr-Kontingents für nötig. Die radikalislamischen Taliban drohten damit, die verbliebenen Nato-Kräfte in Afghanistan anzugreifen, sagte Ramms am Mittwoch im Deutschlandfunk. Vor diesem Hintergrund sei das derzeitige Sicherungsbataillon der Bundeswehr „ein Minimum“. Sollten die Taliban gegen die Nato-Truppen vorgehen, müsse Berlin über eine Verstärkung entscheiden.
Ramms sah zwei Möglichkeiten, die Bundeswehrpräsenz in Afghanistan zu erhöhen. „Wir haben im Rahmen des Mandates noch ein bisschen Luft“, sagte er und verwies darauf, dass das maximale Kontingent von 1300 Soldaten derzeit um rund 200 Soldaten unterschritten wird.
„Oder der Bundestag muss sich dann nochmal mit einer Verstärkung befassen“, sagte Ramms. Das Parlament muss demnächst ohnehin über das Mandat befinden, da es nach bisherigem Stand bereits Ende März ausläuft.
Die Nato-Verteidigungsminister beraten am Donnerstag über einen möglichen Abzug aus Afghanistan. Grund ist eine Friedensvereinbarung der früheren US-Regierung unter Präsident Donald Trump mit den Taliban, die der radikalislamischen Miliz einen Abzug aller ausländischen Truppen bis Ende April in Aussicht gestellt hat. Aus Sicht der Nato haben die Talbian die dafür erforderlichen Bedingungen aber bisher nicht erfüllt.
Seit dem Ende des Kampfeinsatzes gegen die Taliban Ende 2014 ist die Nato noch mit der Unterstützungsmission „Resolute Support“ in Afghanistan. Sie dient der Beratung und Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte und umfasst derzeit 9600 Soldaten.
Deutschland trägt als „Rahmennation“ im Norden Afghanistans die Verantwortung für die Nato-Mission. Mit derzeit rund 1100 Soldaten vor Ort stellt es das zweitgrößte Truppenkontingent nach den USA.