Die weltweit einzige fliegende Sternwarte „Sofia“ soll für die nächsten sechs Wochen in Köln ein Gastspiel geben. Die am Donnerstagnachmittag auf dem Köln-Bonner Flughafen erwartete Boeing wird bis Mitte März in Köln zu 20 Forschungsflügen starten. Diese Wissenschaftskampagne von deutschem Boden aus ist eine Premiere – der Heimatflughafen der zum Infrarot-Observatorium umgerüsteten Maschine ist der Nasa-Stützpunkt in Palmdale (US-Bundesstaat Kalifornien).
PROJEKT VON NASA UND DLR
Die Flugzeug-Sternwarte ist ein gemeinsames Projekt der US-Weltraumbehörde Nasa und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit Hauptsitz in Köln. Dabei steht die Abkürzung „Sofia“ für „Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie“. Montiert ist das Observatorium in einem gebrauchten Boeing-747SP-Verkehrsflugzeug, das wegen seiner kurzen und leistungsfähigen Bauweise bis in die Stratosphäre aufsteigen kann.
BIS ZU 13 KILOMETER FLUGHÖHE
In den Rumpf der umgerüsteten Boeing ist ein in Deutschland gebautes Teleskop mit einem Spiegeldurchmesser von 2,7 Metern integriert. Dieses Teleskop ermöglicht astronomische Beobachtungen im Infrarot- und Submillimeter-Wellenlängenbereich. Solche Wellenlängen sind vom Erdboden aus nicht sichtbar – „Sofia“ fliegt deshalb in einer Höhe von bis zu 13 Kilometern und damit höher als die meisten Flugzeuge.
ENTWICKLUNG VON GALAXIEN IM VISIER
Für das menschliche Auge ist Infrarotstrahlung unsichtbar, nicht aber für das Teleskop-Auge an Bord der Großraum-Boeing: Mit hochauflösenden Spezialinstrumenten wie dem deutschen Spektrometer „Great“ („German Receiver at Terahertz Frequencies“) kann das fliegende Observatorium diese Strahlung untersuchen. Davon erhoffen sich die Forscher weitere Aufschlüsse über die Entwicklung von Milchstraßensystemen sowie die Entstehung von Sternen und Sonnensystemen aus interstellaren Molekül- und Staubwolken.
FORSCHUNG AN EUROPAS NACHTHIMMEL
„Sofia“ befindet sich seit 2014 im wissenschaftlichen Betrieb. Die nächtlichen Forschungsflüge der Kölner Mission werden die Flugzeug-Sternwarte vor allem in den Luftraum über den Westen und Norden Europa führen. Die Flugrouten reichen bis weit über den Atlantik, aber auch an den Rand der skandinavischen Länder und bis zum Mittelmeer.
VIELBEACHTETE ENTDECKUNGEN
Im Jahr 2019 gelangen „Sofia“ zwei Entdeckungen, die für Wissenschaftler weltweit von großem Interesse waren: Mit dem Molekül Heliumhydrid fand das fliegende Infrarot-Observatorium den Baustein für das junge Universum. Zudem gelang mit „Sofia“ der Nachweis von Wasser auf dem Mond.
2011 ERSTMALS IN DEUTSCHLAND
Ihren „Antrittsbesuch“ in Deutschland absolvierte „Sofia“ übrigens bereits im September 2011: Damals landete die Boeing erstmals auf dem Kölner Flughafen – als eine der Attraktionen am traditionellen Tag der Luft- und Raumfahrt des DLR. Zu weiteren Stationen „Sofias“ in Deutschland zählten unter anderem Stuttgart und zuletzt Hamburg. In der Hansestadt durchlief die fliegende Sternwarte einen mehrmonatigen Check bei Lufthansa Technik.