Die deutsche Industrie hat im Corona-Jahr 2020 deutlich weniger produziert. Im gesamten produzierenden Gewerbe – also inklusive der Baubranche und dem Energiebereich – lag die Produktion im Vorjahresvergleich um 8,5 Prozent niedriger, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Aktuell hellen sich die Erwartungen nach einer Umfrage des Münchner Ifo-Instituts aber etwas auf. Deutlich gestiegen sind demnach die Erwartungen in der Autoindustrie und der Pharmabranche.
Im vergangenen Jahr hatten die Einschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie die Produktion vor allem im März und April massiv einbrechen lassen. Im April war der Rückgang dabei historisch ausgefallen: Ein Minus von 25 Prozent im produzierenden Gewerbe im Vergleich zum Vorjahresmonat bedeuteten den stärksten Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Januar 1991.
Trotz einer seit Mai einsetzenden Erholung betrug der Rückgang im Dezember 2020 noch immer 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenmonat Februar, wie das Statistische Bundesamt am Montag weiter mitteilte. Gegenüber dem Vorjahresmonat Dezember 2019 lag das Minus bei 1,0 Prozent; gegenüber dem Vormonat November 2020 blieb die Produktion zum Jahresausklang trotz der erneuten Lockdowns unverändert.
Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel verwies darauf, dass die Industrie mit sieben Prozent plus im vierten Quartal „eine wesentliche Stütze der Konjunktur“ gewesen sei. Die verschärften Shutdown-Maßnahmen hätten der deutschen Industrie bis Jahresende „kaum etwas anhaben“ können. Für den Jahresbeginn zeichne sich nun aber „eine deutlich langsamere Dynamik“ ab.
Das Ifo-Institut berichtete unter Berufung auf seine monatlichen Konjunkturumfrage unter rund 2000 Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe indes, dass sich die Erwartungen der deutschen Industrie etwas aufhellten. Sie stiegen demnach im Januar auf 8,4 Punkte, nach einem Wert von 5,1 im Dezember.
„In der Autoindustrie und der Pharmazie sind die Erwartungen deutlich gestiegen“, erklärte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Hingegen deutlich gesunken ist der Indikator bei den Herstellern von Möbeln und von Bekleidung.“
In der Autoindustrie und bei den Zulieferern bleibt der Ifo-Indikator zwar negativ bei minus vier Punkten. Im Dezember hatten die Konjunkturforscher hier aber minus 18 verzeichnet. Auch in der Pharmazie legte der Indikator demnach deutlich zu, von sechs Punkten auf 16 im Januar.
Die Produktion ausweiten wollen laut Ifo-Institut zudem die Hersteller von Getränken. Hier stieg der Indikator auf plus neun Punkte, nach null im Dezember. „Optimistisch gestimmt“ bleibe außerdem die Chemieindustrie.
Dagegen zögen in der Bekleidungs- und in der Möbelindustrie „dunkle Wolken“ auf: Bei der Bekleidung fiel der Indikator deutlich auf minus 81 Punkte, nach plus 42 im Dezember; bei Möbeln auf minus 16, nach plus 24 im Dezember. Auch bei Herstellern von Textilien und von Leder, Lederwaren und Schuhen hätten sich die Aussichten eingetrübt.