Der Verband forschender Arzneimittelhersteller (VFA) warnt vor dem Impfgipfel davor, zu hohe Erwartungen an die Branche zu stellen. „Eine Impfstoff-Fabrik ist kein Bücherregal aus dem Möbelhaus, das man schnell aufbauen kann“, sagte VFA-Präsident Han Steutel den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland vom Montag. „Wäre es so, hätten wir es doch längst gemacht.“
Für die komplexe Herstellung von Impfstoffen brauche es geeignete Produktionsanlagen und qualifiziertes Personal, heißt es dem Bericht zufolge aus der Branche. Selbst Firmen, die ihre Kapazitäten schnell ausweiten könnten, bräuchten dafür sechs bis neun Monate.
Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) mahnte zur Zurückhaltung. „Bund und Länder sollten auf dem Impfgipfel keine falsche Erwartungshaltung wecken, man könne – wenn man nur wolle – die Impfstoffproduktion in Deutschland binnen weniger Wochen über die bisherigen Planungen der Hersteller hinaus dramatisch steigern“, erklärte BDI-Präsident Siegfried Russwurm in Berlin. „Ein signifikanter Produktionsausbau ist so komplex und zeitaufwändig, dass mit keiner weiteren Beschleunigung der Impfstoffauslieferung zu rechnen ist.“
Russwurm betonte, die Pharmaindustrie habe „in Rekordzeit“ mehrere hochwirksame Impfstoffe entwickelt und parallel große Produktionskapazitäten ausgebaut. „Die Unternehmen wissen um ihre gesellschaftliche Verantwortung und arbeiten konsequent daran, die Kapazitäten weiter zu steigern.“
Zugleich richtete der BDI-Präsident Forderungen an Bund und Länder: Zwischen diesen sei mehr Koordination nötig. „Das uneinheitliche Impf- und Logistikmanagement sorgt bereits bei den gerade anlaufenden Impfungen mit den derzeit verfügbaren Mengen für Verunsicherung.“ Mit größeren Impfmengen und mehr zu impfenden Menschen nähmen die Anforderungen an Abläufe und Logistik noch zu.