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Portugal wird von der dritten Corona-Welle überrollt

Portugal wird von der dritten Corona-Welle überrollt

Portugal - Bild: Mehaniq via Twenty20

Als sich vor Lissabons größtem Krankenhaus die Krankenwagen mit Covid-19-Patienten stauten, weil die Klinik völlig überfüllt war, wusste die portugiesische Regierung sich nicht mehr anders zu helfen, als um internationale Hilfe zu bitten. Deutschland sprang dem südeuropäischen Land bei, am Mittwoch startete die Bundeswehr zu einem Hilfseinsatz. Ein 26-köpfiges Team aus Ärzten, Pflegefachkräften und Hygiene-Experten wurde nach Lissabon entsandt – und mit ihnen 50 Beatmungsgeräte und jeweils 150 Infusionsgeräte und Krankenbetten.

Durch die erste Welle der Corona-Pandemie war das kleine Land relativ glimpflich gekommen, doch die dritte Welle trifft es nun mit voller Wucht. Lässt man Kleinststaaten außen vor, ist Portugal mit seinen zehn Millionen Einwohnern seit zwei Wochen das am stärksten von der Pandemie betroffene Land der Welt hinsichtlich der Zahl der Todesfälle und Neuinfektionen pro Kopf. 

Seit Beginn der Pandemie starben dort insgesamt mehr als 13.000 Menschen nach einer Corona-Infektion, fast die Hälfte davon im Januar. Regierungschef António Costa sprach von einem „gigantischen Druck“, der auf den Krankenhäusern laste. Auch Österreich und das Nachbarland Spanien haben angeboten, Intensivpatienten aus Portugal aufzunehmen.

Im Hospital de Santa Maria in Lissabon, einem der größten Krankenhäuser des Landes, sind derzeit 333 der 350 für Corona-Patienten vorgesehenen Betten belegt – auf der Intensivstation sind nur noch sechs Plätze frei. 

In einem Krankenhaus, das im Einzugsgebiet der Lissabonner Vororte Amadora und Sintra liegt, ist die Lage seit einem Zwischenfall vergangene Woche besonders angespannt. Als im Sauerstoffnetz des Krankenhauses wegen Überlastung ein Problem mit dem Druck auftrat, sei Chaos ausgebrochen, hieß es aus Kreisen des Hospitals. 

Zu dem Zeitpunkt wurde eine Rekordzahl von 363 Covid-19-Patienten dort behandelt – drei Mal so viele wie das Krankenhaus eigentlich aufnehmen kann. Rund 150 Patienten mussten mit tragbaren Sauerstoffflaschen beatmet werden, mehr als 100 weitere wurden rasch in andere, ebenso überfüllte Krankenhäuser verlegt. Landesweit liegen derzeit rund 6700 Menschen im Krankenhaus, davon etwa 850 auf der Intensivstation.

Vor dem Start des Bundeswehr-Hilfseinsatzes sprach der Inspekteur des Sanitätsdienstes, Generaloberstabsarzt Ulrich Baumgärtner, angesichts der derzeitigen Lage von einem „Zeichen für die europäische Solidarität“. „Ein Volk allein kann das nicht bewältigen, wir müssen zusammenstehen“, sagte Baumgärtner.

Die Lage in Portugal sei „unvergleichlich schwieriger“ als in Deutschland. „Die Krankenhäuser laufen über. Deshalb werden wir dort gebraucht.“ Die Kapazitäten der Intensivmedizin seien am „Rand der Möglichkeiten und darüber hinaus“.

Nachdem Portugal die erste Corona-Welle vergleichsweise gut überstanden hatte, verhängte die Regierung lediglich Teil-Lockdowns. Als die Corona-Beschränkungen zu Weihnachten noch mal gelockert wurden und sich die deutlich ansteckendere britische Virusvariante im Land ausbreitete, stiegen die Fallzahlen explosionsartig an. 

Mitte Januar reagierte die Regierung und verhängte einen strikten Lockdown. Zu spät, aus Sicht des Virologen Pedro Simas vom Institut für molekulare Medizin in Lissabon. „Der strenge Lockdown hätte schon vor Weihnachten beginnen müssen, so wie in anderen Ländern“, sagt er. Portugal sei von der dritten Welle getroffen worden, als es fast noch in der zweiten Welle steckte und die Ansteckungszahlen viel zu hoch gewesen seien. 

Nun sei es „das am schlimmsten betroffene Land der Welt, aber wir sehen bereits erste positive Anzeichen“, sagt Simas. „Die Zahl der täglichen Neuinfektionen stabilisiert sich.“ Zudem sei ein rückläufiger Trend zu erkennen. Auch andere Experten berichten, einige Regionen Portugals hätten den Höhepunkt der dritten Welle erreicht – in den kommenden Tagen dürfte dies nach Expertenmeinung auch für die Region Lissabon eintreten.

Am Dienstag meldeten die Gesundheitsbehörden für den zweiten Tag in Folge landesweit weniger als 6000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden – seit Anfang Januar hatten die Zahlen immer deutlich darüber gelegen. 

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