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Wie Elon Musk mit wenigen Worten die Finanzmärkte aufwirbelt

Wie Elon Musk mit wenigen Worten die Finanzmärkte aufwirbelt

Elon Musk - Kathy Hutchins / Shutterstock.com

Menschen auf dem Mars, Elektroautos für alle, reichster Mensch der Erde: Mit dem Unternehmer Elon Musk verbinden sich so manche Superlative. Dass der Milliardär mittlerweile auch die Macht hat, mit wenigen Worten in Online-Netzwerken die Finanzmärkte aufzuwirbeln, hat jüngst die Börsenschlacht um Gamestop bewiesen – doch Musks Twitter-Gebaren birgt auch Risiken und der Grat zwischen Wall-Street-Orakel und Hitzkopf ist schmal.

Am Freitag fügte Musk seinem Twitter-Profil gut sichtbar für seine knapp 45 Millionen Follower den Hashtag #bitcoin hinzu und schon schoss der Kurs der Kryptowährung zwischenzeitlich um 20 Prozent in die Höhe. Auch die bloße Erwähnung des polnischen Spieleentwicklers CD Projekt, der Plattform Shopify und der Website Etsy, die Selbstgemachtes vertreibt und offenbar Musks Hündchen mit einer neuen Mütze ausstattete, trieben die Kurse hoch.

Musks jüngster Streich war ein 14-minütiges Interview mit dem Chef des Online-Finanzdienstleisters Robinhood, Vlad Tenev, zur Saga um Gamestop in der derzeit vieldiskutierten App Clubhouse. „Nun spuck es aus, Mann“, sagte Musk, „was ist da vergangene Woche passiert? Warum können die Menschen keine Gamestop-Aktien kaufen? Sie wollen eine Antwort.“

Dabei hatte Musk vermutlich selbst zu der Entwicklung beigetragen – er postete auf Twitter einen Link zu „WallStreetBets“, einem Unterforum der Plattform Reddit. Dort hatten sich Kleinanleger organisiert und den Kurs des US-Computerspielhändlers Gamestop mit dem Kauf von massenhaft Aktien in die Höhe katapultiert, um Hedgefonds zu schaden, die auf fallende Kurse gesetzt hatten. Robinhood begrenzte schließlich vorübergehend den Handel mit den Aktien.

Musk hatte in der Vergangenheit aus seiner Verachtung gegenüber Spekulanten, die auf den Niedergang einer Firma wetten, keinen Hehl gemacht. Umso glühender scheinen seine Fans die Kommentare ihres Visionärs über Firmen zu verfolgen, die wichtig werden könnten.

Einflussreiche Persönlichkeiten, die mit ihren Äußerungen das Schicksal ganzer Firmen besiegeln können, sind kein neues Phänomen, wie der Finanzprofessor Aswath Damodaran von der New York University sagt. Schon vor über hundert Jahren hätten Einschätzungen des Bankers John Pierpont Morgan die Märkte bewegt, ebenso Äußerungen des US-Automanagers Lee Iacocca in den 80er Jahren. Der US-Großinvestor Warren Buffet trage sogar den Spitznamen „das Orakel von Omaha“ – benannt nach seiner Heimatstadt.

„Die Tatsache, dass Twitter und Clubhouse die traditionellen Medien abgelöst haben, spiegelt eher die Entwicklung der Medienlandschaft als der Märkte wider“, sagt Damodaran. Musk habe es dabei bewusst darauf angelegt, als eine Art „Gesetzloser“, als „Außenseiter-Persönlichkeit“ aufzutreten, sagt Christopher Smith, Professor für Kommunikation an der University of Southern California. Das passe sehr gut zur „Bro Culture“ – dem männlichen Geklüngel in der Technologiebranche.

Während andere Wirtschaftsgrößen wie Amazon-Gründer Jeff Bezos die „Performance ihrer Unternehmen“ sprechen ließen, beherrsche Musk es ausgezeichnet, sich mit neuen Technologien Gehör zu schaffen, sagt Smith. Nach seiner Einschätzung ist Musk eher ein „Narzisst auf der Suche nach Aufmerksamkeit, ein Showman“.

Musks Twitter-Nutzung ist nicht unproblematisch. Nicht nur kommt es mitunter zu Missverständnissen – so profitierte zumindest kurzfristig das texanische Gesundheitsunternehmen Signal Advance von Musks Twitter-Aufruf, den Messengerdienst Signal zu nutzen.

Auch mit der US-Börsenaufsicht SEC handelte er sich schon Ärger ein. Im August 2018 sinnierte er etwa in einem Tweet darüber, Tesla von der Börse zu nehmen. An den Aktienmärkten sorgte das für Trubel. Er musste als Tesla-Aufsichtsratschef zurücktreten und bekam Auflagen für seine Äußerungen in Online-Medien.

Am Dienstag nun verkündete Musk auf Twitter, er werde der Plattform „eine Weile“ den Rücken kehren – Gründe nannte er nicht. Doch es bleibt abzuwarten, wie lange er die Abstinenz aushält: Anfang November 2019 hatte er öffentlichkeitswirksam seinen Abschied von Twitter verkündet – nur um drei Tage später wieder online zu sein.

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