Mit Blick auf wachsende Spannungen im sudanesisch-äthiopischen Grenzkonflikt hat Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed betont, keinen Krieg mit dem Nachbarland zu wollen. „Äthiopien hat viele Probleme, und wir sind nicht bereit, in den Kampf zu ziehen. Wir brauchen keinen Krieg“, sagte Abiy am Dienstag in einer live im Fernsehen übertragenen Rede vor dem Parlament.
In dem Grenzkonflikt geht es um die landwirtschaftlich geprägte Region Al-Fashaqa, die sowohl von Äthiopien als auch vom Sudan beansprucht wird. Der Konflikt um die fruchtbare Region hatte sich im Zuge der Kämpfe zwischen äthiopischen Regierungstruppen und der Regionalregierung von Tigray im vergangenen Jahr zugespitzt.
Während der Kämpfe in Tigray hatte die Regierung in Khartum Soldaten nach Al-Fashaqa geschickt. Sudanesische und äthiopische Soldaten lieferten sich in der Folge tödliche Gefechte. Vor wenigen Wochen erklärte die sudanesische Regierung, die Kontrolle über weite Teile von Al-Fashaqa erlangt zu haben, während Addis Abeba den sudanesischen Streitkräften vorwarf, in äthiopisches Territorium „eingedrungen“ zu sein.
Die Spannungen hatten die Furcht vor einem großen regionalen Konflikt im Osten Afrikas angeheizt. Die Situation in der Region ist seit Beginn der Kämpfe in Tigray höchst instabil; rund 60.000 Menschen flüchteten bereits aus der äthiopischen Region in den Sudan.
In seiner Rede am Dienstag räumte Abiy nach wochenlangen Dementis erstmals ein, dass sich in Tigray auch Soldaten aus dem Nachbarland Eritrea befänden. Menschenrechtsgruppen hatten in den vergangenen Wochen Massaker an der Zivilbevölkerung durch eritreische Soldaten angeprangert. „Jeglicher Schaden“, den eritreische Soldaten in der äthiopischen Bevölkerung verursacht hätten, sei „inakzeptabel“, betonte Abiy. „Der Militäreinsatz (in Tigray) war gegen unsere Feinde gerichtet, nicht gegen unsere Bevölkerung.“
Die äthiopischen Truppen hatten Anfang November eine Offensive gegen die in Tigray regierende Volksbefreiungsfront TPLF begonnen. Gut drei Wochen später verkündete der äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed die Einnahme der Regionalhauptstadt Mekele und das Ende des Militäreinsatzes.