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Papst betet in vom IS zerstörten Mossul für Kriegsopfer

Papst betet in vom IS zerstörten Mossul für Kriegsopfer

Papst Franziskus - Bild: Mazur/catholicnews.org.uk

In den Trümmern der lange von Dschihadisten beherrschten nordirakischen Stadt Mossul hat Papst Franziskus für die Opfer des Krieges gebetet. Begleitet von massiven Sicherheitsmaßnahmen besuchte das Oberhaupt der Katholiken am Sonntag Christen in der Provinz Ninive. Dort hatte die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bis zu ihrer Vertreibung hunderttausende Christen in die Flucht getrieben und Kirchen zerstört.

Vor den teilweise eingestürzten Mauern der über tausend Jahre alten Kirche der Unbefleckten Empfängnis bat Franziskus die Christen im Irak und im Nahen Osten inständig darum, in ihren Heimatländern zu bleiben. Das Verschwinden der Christen aus der Region sei „ein unermesslicher Schaden nicht nur für die betroffenen Menschen und Gemeinschaften, sondern für die Gesellschaft selbst, welche sie hinter sich lassen“, sagte der 84-jährige Pontifex laut offizieller Übersetzung. 

Der Besuch in Mossul war von großer symbolischer Bedeutung. Die Stadt in der Ninive-Ebene war 2014 vom IS überrannt worden, ebenso wie weite Gebiete im Norden und im Zentrum des Irak. In Mossul rief der IS im Juni 2014 sein „Kalifat“ aus. Mindestens 14 Gotteshäuser in der Provinz wurden von den Dschihadisten zerstört. Tausende Jesiden, Christen und Muslime wurden zudem von den Dschihadisten getötet oder starben im Kampf gegen die IS-Miliz.

Der Papst-Besuch im Nordirak war zugleich die mutmaßlich gefährlichste Etappe der Reise, da staatliche Truppen immer noch Jagd auf Schläferzellen der IS-Miliz machen. Franziskus machte jedoch keinen beunruhigten Eindruck, als er in einem Golf-Cart durch die historische Altstadt Mossuls gefahren wurde. Mit seinem Besuch löste er ein Versprechen ein, das er angesichts der Vertreibung der Christen durch den IS 2014 gegeben hatte. 

Nach Mossul besuchte Franziskus die Stadt Karakosch. Dort hatten die Bewohner die vom IS niedergebrannte Kirche der Unbefleckten Empfängnis renoviert und für den Papst-Besuch geschmückt. Hunderte festlich gekleidete Gläubige begrüßten den 84-Jährigen mit Gesang und Olivenzweigen. „Hört nicht auf zu träumen! Gebt nicht auf, lasst die Hoffnung nicht sinken!“, machte Franziskus Mut.

Die Ninive-Ebene war bis zur Eroberung durch den IS eines der Hauptsiedlungsgebiete der Christen im Irak. Sie flohen 2014 aus ihren Dörfern und fanden Zuflucht im irakischen Kurdengebiet. Nur mehrere zehntausend von ihnen sind inzwischen wieder zurückgekehrt.

Der Papst hatte angekündigt, als „Pilger des Friedens“ in den Irak zu reisen, um der christlichen Gemeinde Mut zu machen – aber auch, um den Dialog mit anderen Religionen auszubauen. Am Samstag traf der den einflussreichen Schiitenführer Ayatollah Ali Sistani in der heiligen Stadt Nadschaf. Sistani sagte zu, persönlich darauf zu achten, „dass die christlichen Bürger wie alle Iraker in Frieden und Sicherheit leben, mit all ihren verfassungsmäßigen Rechten“. 

Nach seinem Gespräch mit Sistani reiste Franziskus zu einem Treffen mit Vertretern unterschiedlicher Religionsgruppen in die antike Stadt Ur. Der Ort in der Wüste des Südirak ist laut biblischer Überlieferung die Geburtsstätte Abrahams, des Stammvaters von Juden, Christen und Muslimen. Der Papst rief die Menschen weltweit, aber vor allem in der Region dazu auf, den „Weg des Friedens“ zu gehen.

Franziskus erinnerte besonders an die jesidische Gemeinschaft, die unter der IS-Herrschaft „den Tod vieler Männer zu beklagen hatte und mit ansehen musste, wie tausende Frauen, Mädchen und Kinder entführt, als Sklaven verkauft sowie körperlicher Gewalt“ unterworfen wurden. 

Am Sonntagnachmittag wollte der Papst in einem Stadion von Erbil mit mehreren tausend Gläubigen eine Messe feiern. Auch in Bagdad hatte er am Samstag eine Messe zelebriert. Es ist der erste Besuch eines Papstes im Irak und Franziskus‘ erste Auslandsreise seit Beginn der Corona-Pandemie, am Montag reist er nach Rom zurück.

Im Irak lebten Anfang der 2000er Jahre noch rund 1,5 Millionen Christen, heute sind es nur noch etwa 400.000. 

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