In der EU macht sich Sorge wegen der weiterhin fehlenden Einigung mit Großbritannien über Fischfangquoten in gemeinsam bewirtschafteten Gewässern im Nordatlantik und der Tiefsee breit. „Es wird nicht einfach, es gibt noch große Meinungsverschiedenheiten“, sagte der portugiesische Minister für Meeresangelegenheiten, Ricardo Serrao, am Montag vor Beratungen mit seinen EU-Kollegen. Sollten Brüssel und London sich nicht rechtzeitig einigen, müsste die Fischerei eingestellt werden.
Die EU und Ex-Mitglied Großbritannien hatten sich Ende vergangenen Jahres in den Verhandlungen über ein Handelsabkommen auf eine weitere gemeinsame Bewirtschaftung vieler britischer und einiger EU-Hoheitsgewässer geeinigt. Damals wurden die Anteile für Fischer aus EU-Ländern und aus Großbritannien an den maximal erlaubten Fangmengen festgelegt. Die Fangquoten für die einzelnen Bestände müssen aber noch ausgehandelt werden.
„Die derzeit laufenden Verhandlungen gestalten sich jedoch schwierig, da Großbritannien auch unilaterale Lösungen in Betracht zieht“, erklärte das Bundeslandwirtschaftsministerium in Berlin. Demnach geht es um die Befischung von insgesamt 70 Beständen, wovon 28 Bestände auch von deutschen Fischern bewirtschaftet werden.
Weil das Handelsabkommen mit Großbritannien erst kurz vor Ende des Jahres fertig ausgehandelt worden war, hatten die EU-Länder sich zuvor für die ersten drei Monate in 2021 auf eine Übergangslösung verständigt. Demnach wurden die Fangmengen aus 2020 zunächst anteilig beibehalten. „Es ist nun möglich, dass keine Einigung mit dem Vereinigten Königreich rechtzeitig vor der Frist am 31. März erreicht wird“, sagte ein EU-Vertreter.
„Es muss eine Lösung gefunden werden, die sicherstellt, dass die Fischer ab dem 1. April weiterarbeiten können“, sagte er weiter. Denn ohne Quotenregelung müssten sie ihre Aktivität einstellen. Unklar blieb, ob dieses Fangverbot auch für Großbritannien gelten beziehungsweise ob sich London daran halten würde. Die EU-Kommission hat nach Angaben aus Diplomatenkreisen als kurzfristige Lösung eine Verlängerung der bisherigen Übergangsregelung vorgeschlagen.
Vergangene Woche hatte es erstmals seit dem Brexit eine Einigung auf gemeinsame Fischfangquoten gegeben. Die EU, Großbritannien und Norwegen brachten ihre trilateralen Verhandlungen über die Bewirtschaftung der Nordsee zuende. Seit 1980 hatte die EU hier die Fangmengen in bilateralen Vereinbarungen mit Norwegen festgelegt. Der Austritt Großbritanniens machte dies deutlich komplizierter.